Vom Gloria bis zum Segen: Lust auf neue Musik

Potshausen, 24. Februar 2009

Pfarrkonvent in Potshausen motiviert und orientiert - über Bach-Choräle hinaus

"Musikalisch auffrischen - spirituell neu erleben: Mit Lust Gottesdienst feiern": unter diesem Motto stand der Konvent aller Pastorinnen und Pastoren des Norder Kirchenkreises. Die Tagung, die im zweijährigen Rhythmus mehrtägig stattfindet, war diesmal in die Ev.-luth. Landvolkshochschule in Potshausen eingeladen. Dabei ging es einerseits um praxisrelevante Fortbildung, andererseits um die Festigung des guten "geschisterlichen" Miteinanders im Kirchenkreis. Und auch freie Zeit zum persönlichen Aufatmen war durchaus beabsichtigt...

Das Motto gab ein hohes Ziel vor - am Ende zeigte das rundum positive Feedback, dass dieses Ziel erreicht wurde! Entscheidend trugen dazu die beiden Referenten bei: Dr. Jochen Arnold, habilitierter Experte für die theologisch verantwortete Bedeutung der Musik im Gottesdienst, schaffte es mühelos, die versammelte Pastorenschaft theoretisch wie praktisch zu erreichen. Immer wieder durchbrachen musikalische Beispiele seinen Vortrag. Manch einer entdeckte dabei das Hannoversche Beiheft zum Evangelischen Gesangbuch "LebensWeisen" ganz neu. Ergänzt wurde es durch das brandaktuelle Liederheft "Fundstücke" zum diesjährigen Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen. In beiden Sammlungen kommen von Samba bis Swing, von Rap bis Rock so ziemlich alle relevanten Musikstile vor - und Dr. Arnold begeisterte immer wieder durch seine mitreißende spielerische Leichtigkeit. Die Gestaltung "menschenfreundlicher" Gottesdienste untermauerte er durch theologische Ausführungen, insbesondere zur phantasievolleren Gestaltung der Eingangsliturgie und zur besonderen Bedeutung des Segens. 

Eine besonders wichtige Frage: Wie gelingt es, Menschen ganz neu von der Feier des Gottesdienstes zu überzeugen, die nicht dem nur 13 % umfassenden "Milieu der Hochkulturellen" (klassische Musik, Theater, Literatur) angehören? Wie also müssten Gottesdienste gestaltet sein, die auch auf die übrigen 87 % der Bevölkerung einladend und interessant wirken - ohne an gottesdienstlicher Qualität einzubüßen?

Die "Qualität" der Gottesdienste zu definieren und bei der Entwicklung qualitativ "besserer" Gottesdienste zu helfen: das ist auch die Aufgabe des EKD-weiten Kompetenzzentrums Kirchenmusik "Michaeliskloster" in Hildesheim, dessen Leitung Dr. Jochen Arnold innehat. Der Konvent zeigte sich sehr dankbar dafür, dass die 23 (von 26) Pastorinnen und Pastoren den weiten Weg ins Südniedersächsische nicht anzutreten brauchten, weil stattdessen der Referent nach Potshausen kam.

Einen vergleichsweise kurzen Weg hatte Kantor Joachim Gehrold, dem als Kirchenmusikdirektor die musikalische Verantwortung für den Sprengel Ostfriesland obliegt. Er kam für die abschließende Einheit am Freitagmorgen von Leer herüber und eröffnete den staunenden Pastorinnen und Pastoren "ungenutzte Möglichkeiten des Evangelischen Gesangbuchs"! Kaum zu glauben - aber mit der entsprechenden Orgel-, Klavier- oder gar Band-Begleitung lassen sich im sonntäglich benutzten Gesangbuch ungeahnte Schätze heben! Wie man auch im ganz "normalen" Gottesdienst durch kleine phantasievolle Veränderungen neue Aufmerksamkeit entfachen kann und welche Rolle dabei selbst altbekannte Choräle spielen können, zeigte KMD Gehrold überzeugend auf. Die abschließende Diskussionsrunde widmete sich der Frage der Vereinbarkeit traditioneller und "moderner" Elemente im Gottesdienst - eine Frage, die alle Pastorinnen und Pastoren in ihren Gemeinden weiter begleiten wird!

Der buchstäblich "lustvolle" Charakter der intensiven Tagung wurde durch ein gutes persönliches Klima unterstrichen. Dazu trug die freundliche Athmosphäre des Hauses und vor allem die ins Tagungszentrum integrierte Kegelbahn bei... Zum Abschluss vereinbarte der Konvent, die nächste Tagung im Frühherbst 2010 in Berlin durchzuführen: "Kirche in der Hauptstadt" wird allerdings etwas völlig anderes sein, als "Konvent auf dem platten Lande". Dass das Programm motivierender und das Miteinander kollegialer sein könnte, ist allerdings kaum vorstellbar...