Halbes Pfarramt, voller Einsatz, lebendige Gemeinde

Nesse, 08. März 2009

Gottesdienst zur Eröffnung der Visitation in Nesse

Mit einem lebendigen Gottesdienst in der St.Marienkirche begann am Sonntag die Visitation der Kirchengemeinde Nesse. Beteiligt waren der Gitarrensingkreis und der neu gegründete "Projektchor", der mit 20 Mitgliedern und schwungvoller Interpretation überraschte. Neben Superintendent Dr. Helmut Kirschstein als Visitator freute sich auch Kirchenmusikdirektor Gehrold (Leer) über die Variation der Eingangsliturgie: Pastor Manfred Hurtig sprach Worte aus Psalm 130 über einen Taizé-Gesang und verstärkte so auf einfühlsame Weise den Passions-Charakter des Gottesdienstes.

Pastor Hurtig predigte über den vorgesehenen Text des Sonntags Reminiscere aus Markus 12. Mit seinem Gleichnis von den "bösen Weingärtnern" bilde Jesus "Mord und Totschlag" ab, die auch unsere Welt beherrschten. Wie die brutalen Pächter aus der biblischen Geschichte kämen auch wir aus dem Kreislauf der Gottlosigkeit nicht heraus. Dazu bedürfe es des Einsatzes von Gottes Sohn, dessen Opfer diesen Kreislauf ein für allemal durchbrochen habe. Das sei nicht zu beweisen, nur zu hoffen und zu glauben.

Superintendent Dr. Kirschstein nahm in seiner Visitationsansprache die Tageslosung aus 5. Mose 11,16 zum Anlass, vor der Anbetung "falscher Götter" zu warnen. Während es den Christen leicht fiele, solche Götter in ihrer Umgebung zu identifizieren, falle es ihnen schwer, innerhalb der kirchlichen Arbeit die Verehrung der Götzen Geld und Materialismus, Stolz und Egoismus zu vermeiden. Insbesondere warnte er davor, heimlich den Gott der Verzagtheit  "und seine großen Brüder", den Gott der Verzweiflung und den Gott des Untergangs, zu verehren. Alle drei würden durch das Wörtchen "noch" heraufbeschworen ("noch reicht das Geld, noch haben wir die Konfirmanden..."). Stattdessen machte er Mut, die zahlreichen aktuellen Aufbrüche in der Kirche wahrzunehmen: "Noch nie zuvor gab es in unserer Kirche so viele Menschen, die ohne den Druck der Tradition, ohne Zwang und moralische Ohrfeigen fröhlich und frei an Gott glauben!"

Im Anschluss an den Gottesdienst nutzten einige Gemeindeglieder die Gelegenheit zum Gespräch mit dem Superintendenten unter vier Augen. Im Saal des Gemeindehauses hatten sich inzwischen über 50 Mitarbeitende zur großen Runde versammelt. Dabei kam kaum Kritisches zu Wort, aber jede Menge Lob über die Arbeit der Nessmer Kirchengemeinde und ihren überaus engagierten Pastor. Trotz Halbierung der Pfarrstelle (mit der anderen Hälfte arbeitet er als Krankenhausseelsorger) ist es Pastor Hurtig gelungen, durch vollen Einsatz entscheidend zum weiteren Auf- und Ausbau der lebendigen Gemeinde beizutragen. Für sein Engagement und das freudige Mittun so vieler Gemeindeglieder dankte der Superintendent sehr herzlich.

Zum Abschluss des Vormittags stärkte sich die große Runde mit einem deftigen Eintopf: Neue Kraft für neue Taten!