Friedenszeichen: Norder Delegation in Uganda

Kampala / Gulu / Kitgum / Norden, 22. Dezember 2009

Zur Bischofs-Einführung im Norden des kriegsgeplagten Landes

Bis vor kurzem hätte wohl niemand im Kirchenkreis Norden gewusst, wo die Provinzstadt Gulu liegt. Jetzt war eine neunköpfige Delegation dort: Auf Einladung des Erzbischofs der protestantischen "Church of Uganda" nahmen 4 Erwachsene und 5 Jugendliche unter der Leitung von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein an der Einführung des neuen Bischofs der Norddiözese, Johnson Gakumba, teil.

Vermittelt wurde diese außergewöhnliche Einladung durch Johnson Nyeko, den Leiter der "Khartoum Diplomatic School". Diese Schule führte im September einen ersten Jugendaustausch mit dem Norder Ulrichsgymnasium durch, so dass es auch zur persönlichen Begegnung zwischen Nyeko und dem Superintendenten kam. Zusammen mit Pastorin Ulrike Kirschstein wurde eine Besuchsgruppe zusammengestellt, zu der auch die Kinder der Familie gehörten: Tobias (21) und Lydia (19, bis Mitte Dezember Deutsch-Lehrerin in Khartoum), außerdem Inga Zahmel (19, ebenfalls als Deutsch-Lehrerin an der Diplomatic School), Angela Eilers (18) und Imke Focken (19). Auch der Beauftragte für Männerarbeit im Kirchenkreis, Folkert "Folly" Seeba und seine Frau Christa fuhren mit. Sowohl an einer Begegnung mit Jugendlichen, als auch an einem Kontakt mit der ugandischen Männerarbeit ("Father´s Union") zeigten die Gesprächspartner großes Interesse.

Johnson Nyeko war - mit seiner Frau Venturina - vor 24 Jahren aus seiner kriegsgeschüttelten Heimat Uganda ins Nachbarland Sudan geflüchtet. Jetzt erst kehrte er aus Anlass der Bischofsweihe seines alten Freundes Gakumba nach Uganda zurück - und nahm seine deutschen "Brüder und Schwestern" mit auf den Weg "back to the roots". Dazu gehörten die Teilnahme am Gottesdienst in der Luzira Prison Church in Kampala (wo Gakumba jahrelang sehr erfolgreich in der christlichen Resozialiserung von Gefängnisinsassen gewirkt hatte), über Kitgum (wo die Deutschen den Bischof und seinen Vorgänger kennenlernen konnten, beide sehr aktiv in der Bewegung für Frieden und Versöhnung) bis hin nach Paloga im äußersten Norden: Hier erlebte die Delegation einen geradezu triumphalen Einzug von Johnson Nyeko und seiner gesamten Familie in sein altes Dorf. Traditionelle Kriegstänze und engagierte Reden für Frieden und Versöhnung prägten eine unvergessliche Veranstaltung, an der unter dem großen Dorf-Baum an die 1.000 Menschen teilnahmen.

Bei der Bischofsweihe am 4. Advent dürften es etwa fünf- bis zehnmal so viele gewesen sein, die "open air" (die "Kathedrale" war viel zu klein) zusammen mit den 31 protestantischen Bischöfen des Landes und Freunden des Bischofs u.a. aus England und Kanada die Einführung von Johnson Gakumba feierten. Sogar Staatspräsident Museveni wurde per Helikopter eingeflogen - die gottesdienstliche Veranstaltung mit ausgeprägter Liturgie nach anglikanischem Ritus und zahlreichen Reden für Frieden und Versöhnung dauerte denn auch fünfeinhalb Stunden!

Als besonderes Zeichen des Friedens wurde allenthalben die Anwesenheit der deutschen Delegation gewertet: Nach Jahrzehnten brutalster Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, dem wahllosen Niedermetzeln völlig unbeteiligter Menschen und dem erpressten Ausheben von Kindersoldaten durch die sog. "Lord´s Resistance Army" können es offenbar viele traumatisierte Menschen in der Nordregion noch gar nicht fassen, dass seit einigen Jahren Friede herrscht...

Die Norder zeigten sich durchweg beeindruckt vom christlich geprägten Willen zu einem Neuanfang ohne Hass und Vergeltung. Was die Menschen in diesem von Natur aus paradiesisch schönen Land brauchen, sind nun "unsere Gebete und unsere tatkräftige Unterstützung", so der Eindruck des Superintendenten - wie diese Hilfe aussehen kann, darüber wird gemeinsam mit den neuen ugandischen Freunden weiter nachzudenken sein. Womöglich wird es schon bald zu weiteren persönlichen Begegnungen kommen. Die Herzlichkeit und große Offenheit der Familie Nyeko, aber auch zahlreicher anderer Gesprächspartner bis hinein in die Bischofsrunde macht dazu Mut, weitere Zeichen des Friedens zu setzen.