Herzenswunsch: Kooperation von Agung und Osteel

Osteel, 20. November 2014

KiGa-Leiterin Miriam Aloyocen aus Nord-Uganda 5 Wochen im Praktikum

Die GOSSNER MISSION (Berlin) mit ihrem Programm „Ökumenische Botschafter“ und die Verbindung zum Norder Freundeskreis Uganda machen es möglich: In einem Kreis stehen die Kinder des Kindergartens „Schneckenhaus“ Osteel und singen klatschend mit der Uganderin Miriam Aloyocen. Die Kindergartenleiterin aus dem nord-ugandischen Agung ist seit Montag zu Besuch in der kirchlichen Einrichtung und hat den Jungen und Mädchen in nur drei Tagen ein afrikanisches Lied beigebracht. In vier Wochen, wenn sie wieder fährt, sollen die Kinder die musikalische Darbietung perfekt beherrschen.

Als „Inklusion pur“ bezeichnet die Leiterin des „Schneckenhauses“, Karin Lienemann, den Besuch der ugandischen Pädagogin. „Es soll eine Partnerschaft entstehen, damit wir voneinander lernen können“, erklärt Lienemann. Sie will die unterschiedlichen Bildungssysteme, Sprachen und Kulturen miteinander in Kontakt bringen. Erziehung in Afrika und Europa setze nämlich sehr unterschiedliche Schwerpunkte. Je mehr die beiden Kulturen in Berührung geraten, desto weltoffener würden die Kinder aufwachsen.

Der Kindergarten in Osteel ist weitläufig, hat einen Spielplatz und mehrere Räume, in denen die Kinder toben können – im Vergleich zu dem Steinhaus im ugandischen Agung, das Miriam Aloyocen leitet, ein richtiger Palast. In der afrikanischen Einrichtung werden 60 Kinder in einem Raum untergebracht. Um 7.30 Uhr beginnt hier für die Schützlinge derer, die es sich leisten können, der Kindergarten-Tag. Ein Haferbrei wird von Aloyocen und ihren zwei nicht ausgebildeten Helfern zubereitet – für viele Kinder die einzige warme Mahlzeit des Tages. Gespielt wird im Kindergarten nur wenig, denn in der „Agung Nursery School“ geht es vor allem darum, die jungen Menschen auf die Grundschule vorzubereiten. Die ugandische Pädagogin zeigt das Foto eines Autoreifens: „Das ist das einzige Spielzeug bei uns.“ Sie sei erstaunt gewesen, dass es im „Schneckenhaus“ keine Kreide und Tafel, aber so viele Spielsachen gibt. Bis mittags bringe sie ihren Schützlingen in Afrika ein wenig Lesen, Schreiben und Englisch bei. Dann würden viele nach Hause gehen, um ihren Eltern in der Landwirtschaft zu helfen. Der Kindergartenbesuch in Agung ist freiwillig, kostet jedoch ein wenig Schulgeld. „Die Schülerzahlen schwanken deshalb ständig. Zu Erntezeiten kommen sehr wenig Kinder zu uns, weil ihre Eltern dann Hilfe auf dem Acker brauchen und noch kein Geld für Bildung haben“, berichtet die Uganderin. Auch sie würde dann weniger verdienen. Deshalb arbeite sie mit ihrem Mann, der als Pastor für die Gemeinde in Agung verantwortlich ist, zusätzlich noch in der Landwirtschaft, um zu überleben.

Trotz all der wirtschaftlichen Schwierigkeiten hat Miriam Aloyocen schon seit ihrer Kindheit davon geträumt, eines Tages einmal einen eigenen, gut ausgestatteten Kindergarten zu führen. Mit einer Partnerschaft in Deutschland sei dies vielleicht irgendwann möglich, sagt sie. Laut Lienemann hätten beide pädagogischen Einrichtungen sich jetzt das gleiche Ziel gesetzt. „Wir wollen weg von der Erziehung durch negative Kritik und hin zur Erziehung durch förderndes Loben“, betont Lienemann.

Der Freundeskreis Uganda im Kirchenkreis Norden wird dazu beitragen: Er spendiert einen Laptop, den Karin Lienemann ihrer ugandischen Kollegin am Ende der vier Wochen mitgeben wird. So können die beiden Einrichtungen per E-Mail in Kontakt bleiben. Schon im Januar ist nämlich ein Gegenbesuch des Freundeskreises Uganda geplant. Denn der Ort Agung ist den Partnern im Kirchenkreis Norden nicht unbekannt: Man hat dort bereits den Bau einer Kirche unterstützt und plant nach deren erfolgreicher Fertigstellung nun – wiederum in Verbindung mit der GOSSNER MISSION – den Bau eines Kindergartens, der den neuen Herausforderungen besser gerecht wird. Die Versorgung der Kinder mit einer regelmäßigen Mahlzeit gehört dazu. Noch werden weitere Spender für das Projekt gesucht.

Von einer Kooperation würde sowohl der afrikanische als auch der deutsche Kindergarten profitieren – davon sind Leiterin Karin Lienemann und der Freundeskreis Uganda überzeugt.

Unter dankbarer Verwendung eines Artikels im OSTFRIESISCHEN KURIER