Juist bleibt eine "Hochburg der Kirchenmusik"

Juist, 11. Mai 2014

Stephan Reiß als neuer Kantor der Inselgemeinde Juist eingeführt

Seit ein paar Wochen ist er schon auf der Insel - jetzt endlich wurde er in einem Festgottesdienst offiziell in sein neues Amt eingeführt: der neue Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Juist, Stephan Reiß. Reiß übernimmt die Nachfolge von Carl Haxsen, der Juist zum Jahresanfang nach 42 Jahren verlassen hatte. Im Januar waren fünf Organisten in die engere Wahl gekommen und hatten sich vor Ort vorgestellt, danach votierte der Kirchenvorstand für die Einstellung von Stephan Reiß.

Die Feierstunde stand im Zeichen von Worten aus dem Matthäus-Evangelium, wo es um die Freude ging. „Wir haben heute doppelten Grund zur Freude in diesem Gottesdienst, denn neben der Taufe von Morten Körber dürfen wir auch unseren Kantor in sein Amt einführen,“ so Inselpastorin Elisabeth Tobaben.

Sie ging darauf ein, dass es Zeiten gab, wo man eine Orgel eher auf ein Schlachtfeld mitnahm, und die Kirchenväter Probleme mit Gesang und Musik in der Kirche hatten. Dieses habe sich glücklicherweise gewandelt, heute gäbe es viele Instrumente, die zum Lobe Gottes in den Kirchen erklingen. Tobaben zitierte eine Inschrift, die sie vor Jahren auf einer Orgel fand: „Die Musik ist ein Vorspiel der Ewigkeit.“

Viel Erfolg und gutes Gelingen wünschte auch der Kirchenvorstand. Carsten Poppinga freute sich, dass man die vakante Stelle so schnell wieder besetzen konnte, und er übergab ein Juist-Buch an Stephan Reiß, damit er seinen neuen Lebensmittelpunkt besser kennenlernen kann.

Grußworte per Brief gab es vom Kirchenkreis Norden. Superintendent Dr. Helmut Kirschstein sprach der Juister Kirchengemeinde Glückwünsche dazu aus, dass man einen neuen Kantor einstellen konnte, denn eine B-Kirchenmusikerstelle sei im Zuge der Sparmaßnahmen keine Selbstverständlichkeit mehr. Bereits seit 2009 könne die Stelle auf Juist nur noch zu 50 Prozent aus regulären Mitteln finanziert werden. Die andere Hälfte käme zu zwei Dritteln aus Spenden, Kollekten und Eintrittsgeldern. Als Anerkennung und Respekt vor dieser Leistung finanziert der Kirchenkreis das restliche Drittel mit Mitteln aus seinem Innovationsfond. Kirschstein: „Somit ist Juist auch weiterhin eine Hochburg der Kirchenmusik.“

Bei einem anschließendem Empfang im Terrassensaal gab es noch ein Grußwort von Bürgermeister Dietmar Patron und auch von Kirchenmusikdirektor (KMD) Joachim Gehrold aus Leer, der beim Auswahlverfahren im Januar mit eingebunden war. Beide verliehen ihrer Freude darüber Ausdruck, dass man wieder einen Organisten auf der Insel habe. Weitere Ansprachen kamen von der katholischen Kirchengemeinde durch Johann Wübben und verschiedene Vertreter aus Bremen, wo Reiß zuvor tätig war.

Stephan Reiß wurde 1971 geboren und katholisch getauft. Er wuchs im Süden von Essen „auf den Feldern von Burgaltendorf und in den Ruhrauen" auf. Er war Messdiener und viele Jahre als Sanitäter im Roten Kreuz tätig. Nach dem Abitur studierte er evangelische Kirchenmusik, zuerst in Essen (Folkwang), später in Bremen (Hochschule der Künste). Nachdem er dort auch mit evangelischer Jugendarbeit in Kontakt kam, konvertierte er nach reichlicher Überlegung zum evangelischen Glauben.

„In Bremen bin ich dann hängen geblieben, erst als Kirchenmusiker, dann selbstständig als Chorleiter, Komponist und Lehrer“, so Reiß. Viele Konzerte, Freizeiten, Musik- und Theaterproduktionen prägten seine Bremer Jahre. Und dann kam die Ausschreibung der Stelle auf Juist. Die Insel war ihm und seiner Frau Julia, einer gelernten Landschaftsgärtnerin, schon vom gemeinsamen Urlaub und Chorfreizeiten in der Jugendherberge bekannt. Jetzt erfüllte sich der Wunsch der Familie, zu der auch noch Sohn Felix gehört, auf der Insel leben und arbeiten zu können.

Reiß will sein Wirken aus der Bremer Zeit fortsetzen. Die Traditionsveranstaltungen "Dünensingen" und "Sommerkonzerte" werden in bewährter Form fortgesetzt, die bestehenden Chöre sollen weiter entwickelt werden - Klavier- und Gesangsunterricht, Kammermusik: alles ist möglich. Der neue Inselkantor versicherte, dass er ein offenes Ohr für alle haben wird, die Interesse an der Musik haben. Er ist erreichbar unter der Telefon-Nummer 04935/910910 oder auch per Email: stephanreiss@gmx.net

 

Herzlichen Dank für Bericht und Foto an Stefan Erdmann!