Norder Andreaskirche als Zufluchtsort

Norden, 25. Juni 2014

Siebenköpfiger Familie aus dem Irak wird Asyl gewährt

Die lutherische Andreas-Gemeinde in Norden gewährt derzeit einer siebenköpfigen Familie aus dem Irak Kirchenasyl. Seit Sonntag lebt die Familie in einem Raum im oberen Stockwerk des Kirchengebäudes. Das hat Pastor Michael Rückleben auf Nachfrage bestätigt. Den Eltern und ihren fünf Kindern drohte die Abschiebung. Am Dienstag dieser Woche wäre der Termin gewesen. Deshalb wurden die Familie in der Kirchengemeinde vorläufig aufgenommen. „Wir haben die Behörden informiert, dass sie sich bei uns aufhalten“, sagt Rückleben. Eine aufschiebende Wirkung hat das Kirchenasyl nicht, nach Aussage des Ausländerbeauftragten des Auricher DRK-Kreisverbandes, Bernd Tobiassen, wird es aber von den niedersächsischen Ausländerbehörden und der Polizei respektiert, also auch im Landkreis Aurich.

In ihrer Heimat gab es nur Diskriminierung, Demütigung, Gewalt und Angst. Deshalb hat die siebenköpfige Familie den Irak im letzten Jahr fluchtartig verlassen. Über Umwege kam sie nach Deutschland. Hier, so hofften die Eltern und fünf Kinder, würden sie ein neues Zuhause und eine Zukunft finden. Doch jetzt müssen sie erneut in Angst leben, denn die deutschen Ausländerbehörden haben ihnen mitgeteilt, dass sie nicht erwünscht sind. Am Dienstag sollte die Familie abgeschoben werden.

Doch soweit ist es nicht gekommen, denn in dem Kirchengebäude der Norder Andreas-Gemeinde fand sie zunächst Asyl, wie Pastor Michael Rückleben auf Nachfrage der Presse bestätigt. Bei den Irakern handelt es sich um Kurden, die den Jesiden, also einer religiösen Minderheit der Kurden, angehören. Sie stammen aus der Stadt Mossul, wo derzeit die Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (Isis) sehr aktiv ist und Furcht und Schrecken unter der Bevölkerung verbreitet. „Für Nichtmuslime ist es dort daher sehr gefährlich“, sagt der Pastor.

Die Familie sei im September 2013 nach Deutschland eingereist, und zwar über Spanien, so Rückleben. Dort habe sie sich nur drei bis vier Stunden aufgehalten. Dennoch sei dies ein Problem, denn nach dem Dubliner Übereinkommen sei die BRD daher nicht für die Asylsuchenden zuständig, sondern Spanien. Weil sie sich dort zuerst aufgehalten hätten, könnten die Behörden davon ausgehen, dass sie dort bereits „sicher“ gewesen seien, so dass der Asylantrag in der BRD als unbegründet angesehen werden könne. „Wer also über ein anderes Land nach Deutschland einreist, wird grundsätzlich abgeschoben“, betont er.

Im Zuge der Rücküberstellungsfrist haben die deutschen Behörden sechs Monate Zeit, um die Iraker nach Spanien auszuweisen. Vier Monate seien davon bereits um, so Rückleben. Es gelte daher, noch zwei weitere Monate zu überbrücken. „Wir sehen eine große Chance, dass die Familie in Deutschland ins Verfahren kommt“, erklärt er.

Spanien habe eine hohe Arbeitslosigkeit. „Dort halten sich viele Afrikaner auf, aber kaum Iraker. Es gibt also keine Erfahrungen damit, wie sie dort mit Irakern umgehen“, sagt Rückleben. Es sei daher eine große Angst da, dass die Spanier die Familie in den Irak zurückschicken werde. „Der psychische Druck lastet enorm auf diesen Menschen. Jetzt können sie ein wenig Atem holen“, betont er.

Die Eltern und ihre fünf Kinder, von denen drei die Grundschule besuchen und zwei in den Kindergarten der Andreas-Gemeinde gehen, haben Angehörige hier in Norden, die die Iraker – gemeinsam mit anderen Helfern – versorgen und unterstützen.

Mit herzlichem Dank an den OSTFRIESISCHEN KURIER