"Ein´ feste Burg": Neustart im Kirchenkreis Norden

Rechtsupweg, 04. Februar 2013

Kirchenkreistag konstituiert sich - KKV gewählt - Impulsvortrag von Prof. Herbst

"Ein´feste Burg ist unser Gott": Mit der stehend gesungenen "Hymne des Protestantismus" eröffnete der neu gebildete Kirchenkreistag Norden seine konstituierende Sitzung. Im Sinne der Reformation sei Gottvertrauen das A und O kirchlicher Arbeit, so Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in seiner einleitenden Andacht. So bestärkt, hatten die 74 Delegierten gleich ein großes Arbeitspensum zu bewältigen: Diverse Wahlen, die Bildung von Ausschüssen und ein Grundsatzreferat standen auf dem Programm.

Dass man sich im Dorfgemeinschaftshaus Rechtsupweg traf, entsprach der neuen Zusammensetzung des Kirchenparlaments, dessen Ehrenamtlichkeit und hohe Verantwortung der Superintendent zu Beginn auch theologisch gewürdigt hatte. Wegen der Erweiterung des Kirchenkreises um 6 Gemeinden und 10.000 Gemeindeglieder tagte des neue Gremium zum ersten Mal bewusst im Brookmerland.

Bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde der ehemalige Hager Bürgermeister Ludwig Brüggemann mit einem überwältigenden Ergebnis wieder zum Vorsitzenden des KKT gewählt. Einstimmigkeit galt auch für seinen neuen Stellvertreter Gerhard Wilts (Norden-Ludgeri) und die drei Beisitzer des Präsidiums: Hildegard Barkhoff (Marienhafe), Hans-Hermann Kramer (Norderney) und Wolfgang Dettmers (Hage). Sie werden in Zukunft die Sitzungen des KKT vorbereiten.

Spannend wurde es noch kurz, als es um die Bildung des neuen Kirchenkreisvorstands (KKV) ging: Einstimmig akzeptierte der KKT das vom bisherigen KKV vorgeschlagene Verfahren, nach dem die Inseln einen Sitz, das Brookmerland zwei, der Bereich "Land" und der Bereich "Stadt" je drei Sitze erhalten sollten. Zusammen mit der kirchengesetzlichen Vorgabe, drei Geistliche und sechs Ehrenamtliche in das Gremium zu berufen, musste eine ganze Reihe Vorabsprachen getroffen, Kompromisse geschlossen und geeignete Personen gesucht werden. Erst während der aktuellen Sitzung einigte sich der Bereich Brookmerland in gemeinsamer Aussprache mit dem Bereich Land auf die für alle bestmöglichen Personalien, so dass schließlich eine "Einheitsliste" zustande kam, die vom gesamten KKT einstimmig beschlossen wurde. Der neue KKV (als "Regierung" des Kirchenkreises) hat demnach unter der Leitung des stets als 1. Vorsitzender gesetzten Superintendenten folgende Mitglieder:

Stadt: Antje Baalßen (Norddeich), Herma Heyken (Ludgeri), Pastor Martin Specht (Ludgeri) Land: Lilli Eden (Hage), Manfred Pree (Nesse), Wilhelm von Reth (Großheide) Brookmerland: Udo Ahrends (Rechtsupweg), Pastorin Annette Lehmann (Osteel) Inseln: Pastorin Hedwig Friebe (Baltrum) Damit wurden Baalßen, Specht, Pree, von Reth und Friebe quasi im Amt bestätigt, denn sie gehörten bereits dem letzten KKV an.

Auch die Besetzung der sechs vorgeschlagenen Ausschüsse verlief einmütig. Alle sechs Ausschüsse sind von Beginn an voll arbeitsfähig - ein Problem könnte eher die hohe Beteiligung darstellen, aber die Vorgabe von "bis zu 13 Mitgliedern" wurde vom KKT-Vorsitzenden Brüggemann als "Soll-Vorschrift" interpretiert, die in der neu zu überarbeitenden Geschäftsordnung ohne weiteres höher angesetzt werden könne. Hier die Zahlen der vorgeschlagenen und einstimmig bestätigten Mitglieder:

Bauausschuss: 14 Mitglieder Diakonieausschuss: 8 Eine-Welt-Ausschuss: 6 Finanzausschuss: 10 Jugend- und Schulausschuss: 7 Stellenplanungsausschuss: 17

Nach dem Wahl-Marathon und einer ausgiebigen Stärkung am Kalten Buffett hielt Prof. Dr. Michael Herbst (Universität Greifswald, Leiter des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung) ein lebendiges Grundsatz-Referat: "Gemeinde geistlich leiten. Wie wir heute an der Kirche von morgen bauen können." Schaubilder zur "geistlichen Leitung" - die nicht etwa nur von Geistlichen, sondern im Sinne des evangelischen "Priestertums aller Gläubigen" zu verstehen sei - unterstrichen das Zusammenwirken von inspirierender Motivation, verbindlicher Teamentwicklung und professioneller Sachkompetenz. Von der Anglikanischen Kirche könne man lernen, dass in der Regel "Belonging before Believing" stehe: Zuerst beteiligen sich Menschen am kirchlichen Leben, ohne gleich nach den tieferen Inhalten zu fragen - erst nach und nach verstehen sie sich selbst als engagierte Christen und finden neu zum Glauben. Vor allem aber betonte Prof. Herbst, der als bekannter Redner Vorträge in ganz Deutschland hält: "Kirche lebt von Nähe und Begegnung!" Damit bestärkte er kirchenpolitische Überzeugungen, die im Kirchenkreis Norden schon länger die Grundlinien der Planung bestimmen - und die auch den neuen Kirchenkreistag weiter orientieren dürften. Die Voten aus dem Plenum und der langanhaltende Applaus wiesen sehr deutlich in diese Richtung.