Grandios: 10 Jahre Norderneyer "Kirche für´s Ohr"

Norderney / Norden, 21. September 2013

Auf der Insel wie in Ludgeri: Beethovens 9. Symphonie zum gefeierten Jubiläum

Freude schöner Götterfunken“ – Beethovens Gipfelwerk der klassischen Musik, die Europahymne kam auf Norderney und in Norden zur Aufführung; erarbeitet von Laiensängerinnen und –sängern, die sonst kirchenmusikalische Werke oder Gospel und Pop interpretieren. Das hatte schon etwas Sensationelles: Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums seiner Initiative „Kirche fürs Ohr“ hat der Norderneyer Kantor Marc Waskowiak hiermit alle Register gezogen: Sängerisch hat er die Mitwirkenden vor eine große Herausforderung gestellt. Aber er verstand es zugleich in unnachahmlicher Weise, zu motivieren und durch die vielen Proben hindurch die Begeisterung zu erhalten.

Mit dabei: der extra zusammengestellte "Projektchor Beethoven", bestehend aus der Kantorei Norderney, dem Norderneyer Gospelchor "Starfish-Singers", dem Inselchor Norderney sowie der Ludgeri-Kantorei Norden. Ein erklärtes Ziel war es, über der Probenarbeit an dem grandiosen Werk die Chorsängerinnen und –sänger einmal zusammenzuführen – über die gewohnten Stilrichtungen und auch über die Gemeindegrenze hinweg. Es gelang dadurch, nach innen und nach außen deutlich zu machen: Norderney bleibt nicht für sich. In regionaler Kooperation und auch in europäischer Partnerschaft mit dem Sinfonieorchester Zamość wird erlebbar, dass Musik verbindet. 10 Jahre engagierten Wirkens von Kantor Marc Waskowiak auf Norderney erreichten damit einen grandiosen Höhepunkt.

Nach der „umjubelten “Uraufführung“ auf der großen Bühne im Norderneyer „Haus der Insel“ lockten am Sonnabendabend vier Gesangssolisten, der gewaltige Projektchor mit über 100 Sängerinnen und Sängern und ein überragend aufspielendes Orchester, geleitet von zwei souverän agierenden Dirigenten, die Besucher in die bis auf den letzten Platz gefüllte Ludgerikirche in Norden. Außergewöhnlich die große Anzahl an Künstlern, außergewöhnlich auch das Programm. „Freude, schöner Götterfunken“, lautet der Anfang von Friedrich Schillers Ode „An die Freude“, und eben diese Freude durften die Zuhörer nach den Grußworten von Kantor Thiemo Janssen und Dr. Carl Ulfert Stegmann als Schirmherr der Veranstaltung in vollen Zügen genießen.

Mit dem erhaben klingenden Choral „Nun danket alle Gott“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy eröffnete der stimmgewaltige Chorzusammenschluss den Konzertabend. Diesen Choral und den Finalsatz der neunten Sinfonie leitete – gleichsam als Jubilar – Norderneys Kantor Marc Waskowiak. Für den strahlenden Glanz sorgte das große Sinfonieorchester Zamosc aus Polen unter Leitung ihres sehr emotional agierenden Dirigenten Tadeusz Wicherek.

Mächtig, geprägt durch Crescendi und Tutti bis zum bebenden Fortissimo zeigte sich bereits Beethovens erster Satz. Wunderschön die fein herausgearbeiteten dynamischen Kontraste, die besonders im Piano einzelne Klanggruppen transparent und sehr filigran hervortreten ließen. Donnernde, rollende Pauken kündeten schon sehr früh die kommende Dramatik an, während immer wieder die Holzbläser kontraststark den sanften, sakralen Charakter unterstrichen.

Tadeusz Wicherek, auch als Leiter des Warschauer Symphonie-Orchesters bekannt, leitete seine Musiker durch alle Höhen und Tiefen dramatischer Orchesterkunst und ließ so das Gotteshaus zu einem wahren Freudentempel lustvollen Konzertierens werden. Strahlendes Blech sorgte für festlichen Glanz, kraftvolle Bässe und rollende Pauken, vereint mit dem großen Streicherapparat, gaben der großartigen Komposition die gewünschte Mächtigkeit. Elegisch einsetzende Fagotte, gefolgt von den Streichern mit duftigem Pizzicato kündeten von dem zu erwartenden großen finalen Sturm, der im vierten Satz in einem musikalischen Jubelklang zu vollem Ausbruch kam.

Chor und Orchester, dazwischen die vier Solisten (Tanya Aspelmeier, Sopran, Marion Eckstein, Alt, Knut Schoch,Tenor und Raimonds Spogis, Bariton), ließen bei Schillers Ode„An die Freude“ vielen Zuhörern einen feinen Schauer über den Rücken laufen. Prächtig, geradezu majestätisch das geniale Werk, genial der Komponist: Ludwig van Beethoven.

Grandios die Aufführung, grandios das Ergebnis von „10 Jahren Kirche für´s Ohr“ - eine Form von Kirche, die durch dieses Großereignis einmal mehr bestätigt wurde und sicherlich weitere Freunde gefunden hat.

Unter Verwendung des Programmhefts sowie eines Artikels im Ostfriesischen Kurier – mit herzl. Dank!