Tränenreicher Abschied - hoffnungsvoller Aufbruch

Norden, 16. Juli 2013

"Farewell" für vier junge Ugander - Rückkehr nach 3 Monaten Deutschunterricht

Tränenreicher Abschied auf dem Norder Bahnhof: Nach drei Monaten im Norderland haben vier junge Ugander den Rückweg in ihre Heimat angetreten. Gastfamilien und Mitglieder des "Freundeskreises Uganda" setzten die vier jungen Leute in den Zug nach Düsseldorf. Thanh Chau und Pastorin Annette Lehmann begleiteten die Gäste bis zum Flughafen.

Große Herzlichkeit und auch ein bisschen Wehmut bestimmten die Gefühlslage beim Abschied am Dienstagmorgen. "Am Schluss haben sie "Mummy" zu mir gesagt", zeigte sich eine Gastmutter zutiefst gerührt. Tatsächlich waren in allen vier Gastfamilien familiäre Gefühle gewachsen. Dabei war das Miteinander nicht immer nur einfach. Unterschiedliche Lebensgewohnheiten mussten abgeglichen werden, Erwartungshaltungen wurden korrigiert, denn manche der Jugendlichen verhielten sich kaum anders als 20-jährige Deutsche.

Der Freundeskreis tat viel dafür, dass sich die Gäste wohlfühlen - und dass sie umfassendere Einblicke gewinnen konnten. Betriebsbesichtigungen gehörten ebenso dazu wie ein Besuch der Universtität Oldenburg. Zwei der jungen Ugander nahmen am Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg teil, drei besuchten ein Wochenende lang die Landeshauptstadt Hannover. Besondere Höhepunkte waren die Teilnahme an mehrtägigen Fahrradtouren des Männerkreises Ludgeri für die drei Jungen (Wartburg - Werra - Oberweser) und des Ludgeri-Frauenkreises "Mittendrin" für das Mädchen (Osnabrücker Land).

Emmanuel Nyeko, der auf einem Bauernhof in Osteel untergebracht war, lernte sogar Kühe zu melken und zu reiten. Maureen Akidi lernte die Arbeit mit Kindern in der "Ludgeri Ferienbox" kennen. Die jungen Afrikaner organisierten selbständig Treffen mit gleichaltrigen Deutschen, etwa zum gemeinsamen Basketball-Spiel.

Im Mittelpunkt des Aufenthaltes stand aber ein Intensivkurs in der deutschen Sprache. Täglich unterrichtete Fred Gagelmann, staatl. geprüfter Dolmetscher und KVHS-Deutschlehrer, eine Doppelstunde im Gemeindehaus Ludgeri. Dabei machten die Ugander erstaunliche Fortschritte. "Sie haben in rund 150 Stunden das gelernt, was man sonst gewöhnlich erst nach 600 Stunden beherrscht," so Gagelmann erfreut. Mit rund 30 anderen erschien er zur Abschiedsfeier bei einem Grillfest im Garten der Superintendentur und fand lobende Worte für seine Schützlinge. Bei der Farewell-Party wurde erstmals ein Film von der feierlichen Einweihung der St.Barnabas-Kirche in Paluga gezeigt, an der eine Norder Delegation im Januar des Jahres teilnehmen konnte. Superintendent Dr. Kirschstein überreichte zum Abschied Geschenke und bedankte sich herzlich bei den Gasteltern für deren "großartigen Einsatz". Die jungen Ugander bedankten sich ihrerseits - auf deutsch.

Ihr Weg wird nun unterschiedlich weitergehen: Maureen Akidi (20) hat durch Vermittlung des Freundeskreises bereits einen Studienplatz in Oldenburg sicher. Wenn alles gutgeht, wird sie im September nach Norden zurückkehren und ab Oktober "Engineering Physics" an der Carl-von-Ossietzky-Universität studieren - mit dem erklärten Ziel, später einmal als Ingenieurin ihrem Volk im Norden Ugandas zu helfen. Im Bereich "erneuerbare Energien" gibt es dafür einen enormen Bedarf, aber auch realistische Chancen.

Philip Nyeko (21) bemüht sich um einen Studienplatz im IT-Sektor in Ingolstadt oder Heidelberg - und hat ebenfalls gute Aussichten, bereits im Herbst 2013 an der einen oder anderen Universität das Studium aufzunehmen. Offener gestaltet sich die Zukunft derzeit noch für James Nyeko (22, Biochemie in Hamburg?) und seinen jüngsten Bruder Emmanuel (19), den es eher nach Großbrittanien zieht.

Alle vier wollen den Kontakt zum "Freundeskreis Uganda", zu ihren Gastfamilien und zu den neu gewonnenen deutschen Freunden halten - und das mindestens teilweise auf Deutsch. Gute Aussichten und ein hoffnungsvoller Aufbruch also auch für die Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Norden und den beiden Diözesen der Church of Uganda im Norden des ostafrikanischen Landes!