Gnadenkirche Tidofeld: Projekt auf der Zielgeraden

Norden-Tidofeld, 14. Juni 2013

Jahreshauptversammlung billigt neues Konzept und bestätigt den Vorstand

Der Verein Gnadenkirche Tidofeld mit Sitz in Norden hat jetzt einen konkreten Zeitplan: Wie der Erste Vorsitzende Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in der Mitgliederversammlung ankündigte, wird der Verein am 2. November seine "Dokumentationsstätte zur Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in Niedersachsen und Nordwestdeutschland" einweihen. Bis Ende September wird ein neues Ausstellungskonzept in dem vollständig renovierten Baudenkmal realisiert. In  Tidofeld befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg eines der größten Flüchtlings- und Vertriebenenlager in Niedersachsen.

Krankheitsbedingte Ausfälle im Führungsgremium des Vereins und unvorhergesehene Hindernisse haben in der zweiten Jahreshälfte 2012 zwangsläufig zu Verzögerungen bei der Realisierung des Projektes geführt, das ansonsten seit Mai letzten Jahres finanziell durchfinanziert ist. Auch sonst gab es Probleme: Nachdem die Zusammenarbeit mit dem niederländischen Ausstellungs-Designer Marcel Wouters im vergangenen Jahr zu keinem Ergebnis geführt hatte, beauftragte der Vorstand Mitte Februar 2013 die von dem Diplomingenieur Menno Mennenga geführte Emder Firma Reunion Media mit einer Neukonzeption.

Kirschstein: „Trotz aller Schwierigkeiten hat sich sehr viel Gutes entwickelt, so dass wir jetzt eine positive Bilanz ziehen können.“ Entscheidend sei, dass der Vorstand endlich eine kompetente, seit einem Vierteljahr sehr intensiv tätige Ausstellungsmacherin gefunden habe. Schon im ersten Gespräch habe Reunion Media wegweisende neue Vorstellungen mitgebracht und das bisherige Konzept „weitgehend auf neue Füße“ gestellt. Daraufhin habe der Vorstand einstimmig beschlossen, mit der Emder Firma zusammenzuarbeiten.

Seitdem komme die Weiterentwicklung des Ausstellungskonzeptes in ständigem Meinungsaustausch mit dem Vorstand zügig und sichtbar voran. Das Ziel, die Dokumentationsstätte in der Gnadenkirche im kommenden November – vermutlich mit einem Festakt in den Räumen des benachbarten " H-Gebäudes", der ehemaligen Tidofelder Lagerschule – einzuweihen, rücke in greifbare Nähe. Die Teilnehmer der Mitgliederversammlung nahmen dies zustimmend und beeindruckt zur Kenntnis.

Dipl.-Ing. Mennenga hatte Gelegenheit, das jetzige Konzept anhand von dreidimensionalen Darstellungen ausführlich vorzustellen. In den Blickpunkt rücken nun unter anderem Podeste mit Exponaten sowie mehrere Themenstationen in Form von kubischen Säulen, die mit Bildschirmen und Kopfhörern für zahlreiche Interviewausschnitte ausgestattet sind. Die einzelnen Stationen gehen auf Themen wie Ernährung, Schule und Bildung, Kultur und Kirche, Wirtschaft und Arbeit sowie Freizeit und Sport ein. Die Zeitzeugeninterviews vermitteln lebensgeschichtliche Erinnerungen an Flucht, Vertreibung und Integration in Ostfriesland und Nordwestdeutschland. Ein umlaufender Wandfries veranschaulicht und erläutert in Texten und Fotos die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Prof. Dr. Bernhard Parisius, Wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung, ergänzte die Ausführungen von Mennenga. Nach seinen Angaben ist der bisherige Bestand an Zeitzeugeninterviews einmalig in der Bundesrepublik. Weitere Detailfragen werden in den nächsten Vorstandssitzungen geklärt.

Wie Vorsitzender Kirschstein mitteilte, stellt die Landeskirche Hannover dem Verein ab September die Pastorin Theda Frerichs als weitere Mitarbeiterin  mit einer Halbstagsstelle zur Verfügung. Wie berichtet, hat der neue niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) als Nachfolger von David McAllister (CDU) die Schirmherrschaft für das Projekt Gnadenkirche übernommen. Geistlicher Schirmherr ist der evangelisch-lutherische Landesbischof Ralf Meister. Beide sind zur Einweihung eingeladen.

Die Exponate sind inzwischen umfassend gesichtet und katalogisiert worden. Weitere Ausstellungsstücke sind erwünscht – nach dem Beispiel einer Teilnehmerin, die einige Erinnerungsobjekte mit in die Versammlung brachte. Aber auch das Engagement für die deutsch-polnische Friedensarbeit geht weiter: Zbigniew Kullas berichtete über erfolgreiche Veranstaltungen und internationale Jugendbegegnungen im Rahmen des Projektes Gnadenkirche.

In der Mitgliederversammlung wurde der Vorstand einstimmig entlastet und im Amt bestätigt. Das Ergebnis: Dr. Helmut Kirschstein (Vorsitzender), Johann Haddinga (Stellvertreter), Prof. Dr. Bernhard Parisius (Wissenschaftlicher Leiter), Heiko Kremer (Schatzmeister), Dr. Hermann Queckenstedt (Bistum Osnabrück), sowie Erika Schmelzle (Stellv. Schatzmeisterin), Sylvia Oeltjen und Zbigniew Kullas (Deutsch-polnische Friedensarbeit). Geschäftsführer ist Pastor Anton Lambertus.