"Ein Domizil der Menschlichkeit"

Norddeich, 22. September 2013

Ferienhaus des Kinderhospizdienstes Ruhrgebiet in Norddeich eingeweiht

Mit einem bunten Gottesdienst in der Norddeicher "Arche" feierten der Kinderhospizdienst Ruhrgebiet e.V. und die Ortsgemeinde gemeinsam die Einweihung eines ganz speziellen Ferienhauses für Familien "lebensverkürzt erkrankter Kinder". Hier werde ein "Domizil der Menschlichkeit" eingerichtet, sagte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in seiner Festpredigt.

Etwa 60 Mitglieder und Freunde des Kinderhospizdienstes waren extra aus dem Ruhrgebiet angereist, um den lange vorbereiteten Tag miteinander zu begehen. Zusammen mit zahlreichen Norddeicher Gemeindegliedern und Vertretern des Hospizvereins Norden und Umgebung e.V. ließen sie sich durch einen Film vor Gottesdienstbeginn auf das Thema einstimmen - geschildert wurde das bewegende Schicksal der 12-jährigen Heike, die mehrfach schwerstbehindert und kleinwüchsig auf ihren Rollstuhl und permanente Unterstützung angewiesen ist - und dennoch gemeinsam mit ihren Eltern ihr Leben bravourös meistert. Heikes Mitwirkung beim Fürbittengebet, zusammen mit weiteren Vertretern des Kinderhospizdienstes, war denn auch ein emotionaler Höhepunkt des Gottesdienstes, den Ortspastor Marten Lensch gemeinsam mit seinem Wittener Kollegen Pastor Christian Uhlstein gestaltete. Neben der Orgel kamen auch Querflöte und Gitarre zum Einsatz.

In seiner Predigt deutete der Superintendent zunächst den Namen des neuen Hauses "Gezeiten", durch dessen behinderten-gerechte Ausstattung  belasteten Familien ein "Durchpusten und Aufatmen" ermöglicht werde: An der Küste ließen Ebbe und Flut "in ihrem ewigen Kommen und Gehen" den natürlichen Rhythmus des Lebens wiederfinden, als sei es "ein großes Einatmen und Ausatmen" oder der "regelmäßige Herzschlag des Lebens, der unbeirrt pulsiert". Tiefe Dankbarkeit gebühre denen, die sich mit großem Engagement für das neue Domizil eingesetzt haben, nicht zuletzt den Kindern, die in aller Schwachheit den entscheidenden Impuls dazu gegeben hätten. Der "Anstoß zur Barmherzigkeit" und die "Motivation zur Nächstenliebe" gehe von den Schwächsten aus - ganz im Sinne Jesu und einer christlichen Theologie des Kreuzes: "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig", habe Jesus Christus einst dem Apostel Paulus gesagt. Wer sich durch diese Schwachheit inspirieren lasse, werde zu einem "mitmenschlichen" Menschen, der den "Ehrentitel Mensch" zu recht trage.

Noch im Gottesdienst bedankte sich die Vorsitzende Birgit Schyboll herzlich für die freundliche Aufnahme in Gemeinde und Kirchenkreis. Unabgesprochen, aber passend zur Aussage der Predigt überreichte sie das Bild eines farbenfrohen Kreuzes, das von einer dem Verein angeschlossenen Künstlerin stammt und nun in der "Arche" einen Ehrenplatz finden wird.

Im Anschluss begab sich die große Gottesdienstgemeinde zum Haus "Gezeiten", das nur etwa 300 m entfernt liegt. Dort sprachen die Pastoren Lensch und Uhlstein gemeinsam die Segensgebete zur Eröffnung. Nachdem ein Kind die symbolische rote Schleife durchgeschnitten und den Weg freigegeben hatte, erläuterte die Vereinsvorsitzende den Gästen bei einer ausführlichen Hausführung das überzeugende Konzept. Währenddessen umrahmte der Norddeicher Shantychor die Feier, später traten auch noch die "Diekster Huulers" auf. Bunte Luftballons ließen die Wünsche der Kinder, ihrer Familien und Betreuer gen Himmel steigen.