Kirchenkreistag: "Schiefe Finanzlage"

Marienhafe, 04. Dezember 2013

Haushalt 2013/14 und neue Finanzsatzung dennoch einstimmig verabschiedet

Schwierige Sitzung des Kirchenkreis-Parlaments im viel zu engen Saal des Gemeindehauses Marienhafe: Es ging vorwiegend um Finanzen – und um die steht es nicht zum besten. Noch können die Haushalte des Kirchenkreises Norden ausgeglichen werden. Das gelingt sowohl für den Haushalt 2013, als auch für den Haushalt 2014. Doch das klappt nur, weil dafür Sonderzuweisungen der Landeskirche zur Verfügung standen. Der Kirchenkreis Norden hatte diese Gelder extra zurückgehalten, um sie nur bei Bedarf zu nutzen. Nun werden sie benötigt. „Wir sind in einer schiefen Finanzlage“, gab der Vorsitzende des Kirchenkreistages Norden, Ludwig Brüggemann, in der Sitzung am Montag zu.

Für das Jahr 2013 beträgt der Haushalt in Einnahmen und Ausgaben gut 6,55 Millionen Euro, im nächsten Jahr liegt er bei gut 6,48 Millionen Euro. Um die Bilanz zu verbessern, beschloss der Kirchenkreistag (KKT) daher, ab dem nächsten Jahr die Zuweisungen für anfallende Vertretungskosten von Mitarbeitern der sogenannten „technischen Dienste“ in den Gemeinden zu halbieren (Organistendienst, Küsterdienst, Pfarrsekretärinnen, Raumpflegerinnen).

Weiterer Beschluss des Kirchenkreistages Norden: Die Verwaltungskostenumlage bei den Friedhöfen wird von zurzeit vier Prozent auf 18 Prozent angehoben. Der Leiter des Kirchenamtes in Aurich, Holger Dierks, machte deutlich, dass diese Umlage nicht mit den Gebühren für Friedhöfe gleichzusetzen sei. Die Verwaltungskostenumlage richtet sich nach dem Umfang, den die Mitarbeiter des Kirchenamtes für die Verwaltung der Friedhöfe aufbringen. Dazu zählt unter anderem die Erhebung der Friedhofsgebühren, deren Kalkulation oder die Erfassung, Pflege und das Mahnverfahren.

Derzeit ist die Verwaltungskostenumlage für die 69 Friedhöfe in den Kirchenkreisen Aurich, Harlingerland und Norden so bemessen, dass sie diese Kosten nicht hinreichend berücksichtigt. Die Kirchenkreise subventionieren die Friedhofsarbeit also zurzeit aus Kirchensteuermitteln. Dass das – erst recht in Zeiten knapper Kassen – so nicht weitergehen kann: darüber waren sich alle KKT-Mitglieder trotz der bedauerlichen Erhöhung einig. Friedhofshaushalte seien „Selbstabschließer“ und müssten daher auch in voller Höhe die notwendigen Verwaltungskosten aufbringen. Allein durch diese Maßnahme könne der Kirchenkreis ab 2015 etwa 70.000 Euro zusätzlich verbuchen.

Die Mitglieder des Kirchenkreistages Norden beschlossen zudem, aus den Sondermitteln zum Aufbau des Gebäudemanagements je 25.000 Euro für die Jahre 2013 und 2014 für Baumaßnahmen bereitzustellen. Der landeskirchliche Zuschuss dafür beträgt insgesamt 99.000 Euro, die überwiegend zur Erstellung eines Konzepts bereitstehen, wie die vorhandenen kirchlichen Bauwerke auch in Zukunft erhalten und genutzt werden können. Das Amt wird sich dafür Fachkräfte von außen holen, da es bei der Umsetzung oft an „erforderlichen Spezialkenntnissen mangele“ und das vorhandene Personal damit überlastet wäre, so Dierks.

Wie vom Kirchenkreisvorstand (KKV) bereits vorgeschlagen, schloss sich der Kirchenkreistag einer Restfinanzierung des Projekts Gnadenkirche Tidofeld in Höhe von 15.000 Euro an. Unter dieser Voraussetzung hatte die Hannoversche Landeskirche eine Bonifizierung in gleicher Höhe zugesagt. Allein an dieser Stelle gab es einige Gegenstimmen. Sowohl der Haushalt 2013/2014, als auch die neue Finanzsatzung, die die zukünftige Eingaben- und Ausgabenpolitik des Kirchenkreises regelt, wurden einstimmig mit wenigen Enthaltungen angenommen.

In seinem abschließenden Ephoralbericht sprach auch Superintendent Dr. Helmut Kirschstein noch einmal von einer „dramatischen Haushaltslage“. Er stimmte den KKT auf „schmerzhafte Vorschläge“ des Stellenplanungsausschusses ein, die bereits im ersten Quartal 2014 erarbeitet würden, warnte zugleich aber vor kurzsichtigen Schuldzuweisungen: „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen", erinnerte Kirschstein an ein altes deutsches Sprichwort: "Wohl dem, der in seiner Gemeinde solide Finanzen geerbt oder einen Finanzfachmann an seiner Seite oder ein wärmetechnisch günstiges Kirchengebäude oder spendenfreudige Gemeindeglieder oder einfach Glück gehabt hat – zur Häme besteht von keiner Seite aus Anlass." In enger Zusammenarbeit aller Gremien mit dem neuen Kirchenamt versprach der Superintendent, dass sich „vermeidbare Fehler“ nicht wiederholen dürften „und nicht wiederholen werden“.

Er erinnerte aber auch an den gelungenen Auftakt zur Arbeit des ab 1.1.2013 vergrößerten Kirchenkreises mit dem Motivationstag für Kirchenvorstände im Januar – ein guter Start, der sich in der engagierten Arbeit der neu konstituierten Gremien KKT, KKV und ihren sieben Ausschüssen von Anfang an bestätigt habe. Besonders hob er die viel beachteten musikalischen Jubiläen in Marienhafe und auf Norderney hervor, unterstrich die ehrenvolle Auszeichnung für das Norder Bibelfliesen-Team in Person seines Leiters Kurt Perrey durch die Ostfriesische Landschaft, und freute sich „nach 8 Jahren harter Arbeit“ über die „deutschlandweit einmalige“ Einrichtung der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld. Überrascht haben dürfte viele KKT-Mitglieder der Hinweis auf die hohe Arbeitszufriedenheit der Hauptamtlichen, die sich im Zuge der bisher geführten rund 25 Jahresgespräche des Superintendenten gezeigt habe – trotz „stetig wachsender Arbeitsverdichtung“ bis hin zum Problem des drohenden Burnout. Manchen Problemen zum Trotz sei er auch in den insgesamt „erfreulich“ verlaufenen Visitationen des Jahres 2013 in Norddeich, Leybucht und Osteel auf „große Kreativität“ gestoßen.

FOTO: Ostfr. Kurier - herzl. Dank!