"Reichsbürger": eingeladen zum Fest des Glaubens

Norden-Andreas, 18. Juli 2021

"Ein Wort für´s Herz": Sabine Sandmann unter freiem Himmel als neue Prädikantin eingeführt

Öfter mal was Neues – das gab es noch nie: Unter freiem Himmel wurde Sabine Sandmann in ihr neues Amt als Prädikantin eingeführt. Und der Himmel zeigte sich freundlich: Das Wetter hielt, alles blieb trocken – und so konnte die gottesdienstliche Gemeinde auf dem Vorplatz der Norder Andreaskirche endlich wieder kräftig singen.

Gekommen waren auch mehrere Wegbegleiter Sabine Sandmanns aus den von ihr absolvierten Lektoren- und Prädikanten-Kursen. Besonders erfreut zeigte sich die ehrenamtliche Predigerin über die Teilnahme weit angereister Gäste: Catharina Uhlmann, Referentin im Prädikantendienst mit Dienststelle am Michaeliskloster in Hildesheim, hatte den Kurs 2019-21 geleitet, Pastor Diedrich Neemann aus Dunum (ehem. Arle) war zur Co-Leitung bereit, weil die Stelle des Beauftragten für die Lektoren- und Prädikantenarbeit im Sprengel Ostfriesland-Ems seinerzeit unbesetzt war.
So prägte ein herzliches Miteinander den Festgottesdienst. Als Assistierende fungierten die beiden Ortsgeistlichen, Pastor Michael Rückleben und Pastorin Christiane Elster, die sich die Eingangsliturgie teilten. Auch Pastorin Marika Cuno (Süderneuland) assistierte gerne bei der feierlichen Einsegnung, hatte sie doch schon das Mentorat für die angehende Prädikantin übernommen.

In seiner Einführungs-Ansprache zum Wochenspruch aus Epheser 2 unterstrich Superintendent Dr. Helmut Kirschstein die hohe Wertschätzung, die Christenmenschen als „Reichsbürger“ (!) im Reich Gottes erfahren: Christen seien „mit Dauer-Aufenthaltsgenehmigung“ eingebürgert bei Gott. Diese Wertschätzung spreche die Bibel besonders den „Fernen“ zu, die womöglich auch heute schwer Zugang zum Glauben finden. Als Prädikantin wie in ihrem Alltag interpretiere Sabine Sandmann ihr christliches Engagement als missionarische Einladung, die sich nicht zuletzt an traditionell eher „ferne“ Menschen richte. Ihr „gelebtes Evangelium“ verkörpere die christliche Mission besonders überzeugend. „Mit solchen Glaubenszeuginnen an meiner Seite wird mir nicht bange, wenn ich an die Zukunft unserer Kirche denke.“

Die neue Prädikantin hatte Lukas 14 als Predigttext gewählt – und arbeitete im Gleichnis vom „großen Gastmahl“ eben diesen Grundgedanken heraus: Menschen, die aufgrund ihres Herkommens oder ihrer sozialen Stellung ohne weiteres der Einladung Gottes folgen könnten, schlagen sie mit höchst individueller, aber wenig überzeugender Begründung aus. So senkt Gott die Schwelle, geht denen nach, die seiner Einladung zunächst kaum entsprechen mögen, und eine bunte Schar seiner Menschen wird gemeinsam mit Ihm das Festmahl feiern. Nicht der Ärger über die offenkundige Ablehnung, sondern die gemeinsame Freude über Gottes Einladung dominierte gut evangelisch die Predigt, und Sabine Sandmann hob zuversichtlich hervor, dass Gott am Ende eben doch zu seinem Ziel kommt.

„Gib mir dein Wort für mein Herz, / gib mir ein Herz für dein Wort“, hatte die versammelte Gemeinde zu den mitreißenden Klängen des E-Pianos (Natalia Schilref) gesungen – hier war es, dieses Wort: aus dem „berufenen Munde“ einer ehrenamtlichen Predigerin.

Die hat vor, möglichst einmal im Monat auf der Kanzel zu stehen – in der Andreaskirche, aber auch in anderen Gotteshäusern des Kirchenkreises. Auch dadurch wächst das Miteinander, das der neuen Prädikantin so am Herzen liegt. Sabine Sandmann freute sich besonders, dass die versammelte Gemeinde im Anschluss bei Tee, Kaffee und Kuchen noch lange zusammenblieb – unter freiem Himmel.

Feierliche Einführung: Sabine Sandmann beantwortet die Fragen des Superintendenten mit: "Ich bin bereit!" Assistentin Christiane Elster (li.) verfolgt das Geschehen.
Prädikantin Sabine Sandmann predigt "open air" vor der Fensterfront der Andreaskirche. Pastorin Marika Cuno und Pastor Michael Rückleben hören aufmerksam zu.