Angekommen in Niedersachsen - 75 Jahre danach

Hannover / Norden-Tidofeld, 20. November 2021

Gnadenkirche Tidofeld im Gottesdienst zur Erinnerung an Leid und Leistung der Vertriebenen

Lennart Bohne, Leiter der Norder Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld, am Pult der Marktkirche in Hannover; links der Hannoversche Landesbischof Ralf Meister, der die Predigt hielt
Anlässlich des 75-jährigen Landesjubiläums haben der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, und die Niedersächsische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Editha Westmann MdL, am 20. November 2021 zu einem gemeinsamen Gottesdienst in die Marktkirche Hannover eingeladen. Dieser Gottesdinest wurde nicht unmaßgeblich durch die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld vorbereitet - einer von 8 offiziellen "Friedensorten" der Hannoverschen Landeskirche. Im Zentrum stand die Erinnerung an Leid und Leistungen der Heimatvertriebenen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das neu gegründete Land Niedersachsen fast zwei Millionen deutsche Heimatvertriebene aus dem Osten auf. In Zeiten von Wohnraum- und Nahrungsmangel war das eine ungeheure Herausforderung. Im Laufe der Jahre erwiesen sich die Heimatvertriebenen jedoch als Segen für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung Niedersachsens. Ohne sie und ihre Nachkommen wäre das Bundesland heute nicht denkbar.
 
Der Landesbischof und die Landesbeauftragte begrüßten ihre Gäste im Dialog. Anschließend schilderte Horst Milde, gebürtiger Schlesier und ehemaliger Präsident des Niedersächsischen Landtags, wie schwer der Anfang in der Fremde für vertriebene Familien war. Es folgte die junge Grundschullehrerin Lena Hammann, die von ihrem Gedankenaustausch mit einer hundertjährigen Ostpreußin berichtete. Lennart Bohne, der Leiter der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld, unterstrich am Beispiel der Notkirche Tidofeld in Norden (Ostfriesland) die Bedeutung einer spirituellen Heimat für die Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten.
 
Nach der Predigt des Landesbischofs trug Familie Sattelmaier das Ostpreußenlied vor. Zeitzeugen, die bei Flucht und Vertreibung Kind gewesen waren, verlasen ausgewählte Fürbitten. Nach der Entlassung durch den Landesbischof sangen alle Anwesenden den Choral „Nun danket alle Gott“. Viele Gottesdienstbesucher zeigten sich sichtlich bewegt. „Ich bin außerordentlich dankbar“, so die Landesbeauftragte Editha Westmann, „dass wir in einer schwierigen Zeit wie dieser einen so schönen Gottesdienst feiern durften.“