Vergabeausschuss besucht "Friedensort" Tidofeld

Norden-Tidofeld, 26. Februar 2021

Gäste aus der Landeskirche zeigen sich beeindruckt von Ausstellung und Konzept

Inhaltlich nahe beieinander, unter "Corona"-Bedingungen aber auf Abstand: Lennart Bohne (re.) erläutert den Aufbau der Dokumentationstätte gegenüber Angelus Müller, Dr. Karin Köhler und der Friedensbeauftragten Lisa Gellert (v.l.n.r.).

"Ein beeindruckender Ort" - "ein geniales Konzept": Überaus positiv reagierten die Mitglieder des synodalen "Vergabeausschusses" auf die Gnadenkirche Tidofeld. Unter Leitung von Lisa Gellert, Friedensbeauftragte der Hannoverschen Landeskirche, besuchten 5 Mitglieder des neu installierten Gremiums zum ersten Mal die "Dokumentationsstätte zur Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in Niedersachsen und Nordwestdeutschland".

Seit 2005 trieb maßgeblich der Kirchenkreis Norden die Einrichtung in Tidofeld voran, 2013 wurde die Dokumentationsstätte vom Hannoverschen Landesbischof Ralf Meister feierlich eingeweiht, seit 2018 gehört "Tidofeld" zu den acht von der Landeskirche unterstützten "Friedensorten". Auf dem Weg zu einer "Kirche des gerechten Friedens" richtete die Synode seinerzeit einen Sonder-Fonds "Friedenswege" ein. Der machte es möglich, beispielsweise in Tidofeld einen Pädagogischen Leiter einzustellen. Lennart Bohne, der dieses Amt bekleidet, begrüßte den Ausschuss jetzt in der Gnadenkirche und führte gemeinsam mit Superintendent Dr. Helmut Kirschstein - Vorsitzender des Vereins Gnadenkirche Tidofeld e.V. - durch die Ausstellung und das friedenstheologische Konzept.

Die Politikwissenschaftlerin und Konfliktforscherin Lisa Gellert ist ebenso neu in ihrem Amt als Friedensbeauftragte, wie der gesamte Ausschuss: Nachdem die neue Synode in Hannover eine Fortführung des landeskirchlichen Friedens-Programms beschlossen hatte, installierte sie eben diesen "Vergabeausschuss". Er soll angesichts knapper werdender Mittel über die Vergabe weiterer Unterstützung an die bisher geförderten "Friedensorte" befinden.

Der Besuch in Tidofeld diente also nicht nur einem unverbindlichen Kennenlernen, sondern wird womöglich weitreichende Folgen haben: "Wir wollen uns miteinander dafür einsetzen, dass die Friedensarbeit unserer Landeskirche und ihr Engagement für die Friedensorte verstetigt wird", so die Vorsitzende. Dass diese "Verstetigung" auch für die Dokumentationsstätte gelten wird, dafür gab die erfreuliche Rückmeldung der Besucher*innnen manchen positiven Hinweis.

Die Zusammensetzung des Ausschusses wie der Besuchergruppe lässt auf alle Fälle ein kompetentes Urteil erwarten: Dr. Karin Köhler (Hildesheim), langjährige Synodale, Mitglied diverser Ausschüsse und Vorsitzende einer der beiden Synodal-Gruppen des Kirchenparlaments ("Gruppe Offene Kirche") war ebenso gekommen, wie der Lüneburger Diakon und Fundraiser Henry Schwier, der Diakon Angelus Müller, ein Mitarbeiter in der Freizeit- und Begegnungsstätte Oese (Kirchenkreis Bremervörde-Zeven) und der neue Oberkirchenrat Dirk Stelter, Leiter des Referats "Mission und Ökumene".

Vier Stunden Zeit nahm sich der Ausschuss für seinen Besuch, hörte zu, sah genau hin und fragte nach. Bohne und Dr. Kirschstein stellten das Gesamtkonzept vor, erläuterten die historische wie aktuelle Präsentation von Flucht, Vertreibung und Migration als "Menschheitsthema" und schlugen den geschichtlichen Bogen von Tidofeld als einem der größten Vertriebenenlager Norddeutschlands zu gegenwärtigen Fragen der Aufnahme geflüchteter Menschen. Auch die erfolgreiche Begleitung der Dauerausstellung durch zahlreiche Vortragsveranstaltungen und die besonderen pädagogischen Module zur Begleitung von Jugendgruppen und Schulklassen kamen zur Sprache.

Schließlich stellten die beiden Vertreter der Dokumentationsstätte das neueste Großprojekt vor: die Erweiterung der Gnadenkirche Tidofeld um ein "Forum Boatpeople", das insbesondere die Geschichte der in Norden-Norddeich aufgenommenen vietnamesischen Bootsflüchtlinge und ihre gelungene Integration dokumentieren soll. Angesichts des Finanzvolumens von rund 2 Mio. Euro hatte es schon diverse Gespräche dazu gegeben: Erst in der Vorwoche gab es einen "Runden Tisch" unter Leitung des Hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister. Er hatte mit den Vertretern der Dokumentationsstätte auch die Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann (CDU) und Johann Saathoff (SPD), den Landtagsabgeordneten Mathias Arends (SPD) und den niedersächsischen Minister für Kultur und Wissenschaft, Björn Thümler, zu Beratungen über die gemeinsame Finanzierung eingeladen.

Aus dem Vergabeausschuss kamen auch dazu ermutigende Töne: "Das schaffen Sie bestimmt!" Den Dank des Ausschusses an die Verantwortlichen vor Ort spiegelte Dr. Kirschstein gerne zurück: "Es tut gut, sich im Einsatz für die Menschenwürde von Flüchtlingen, Vertriebenen und Migranten so engagiert durch die eigene Landeskirche begleitet zu wissen!"