Würde bleibt gewahrt: Gemeinden arbeiten zusammen

Großheide, 02. Juni 2021

Friedhofs-Problematik: Großheide, Arle und Berumerfehn teilen sich Bestattungs-Aufgaben

Haben gemeinsam eine Lösung gefunden (v.l.n.r.): Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, Sachbearbeiterin Bauamt Marina Meier, Bürgermeister Fredy Fischer, die Pastoren Dr. Andreas Lüder (Großheide) und Stephan Achtermann (Berumerfehn) sowie Theo Weber, Vors. der Kirchenkreissynode und ehem. Großheider Bürgermeister; noch fehlt die neue Arler Pastorin Christiane Rollffs

Niemand spricht gern über den Tod. In Großheide war aber eben dieser zuletzt ein beherrschendes Thema in zahlreichen Sitzungen zwischen Gemeindeverwaltung, Kirchengemeinden, dem Norder Kirchenkreis und dem Landkreis Aurich. Im Kern ging es bei den Gesprächen um das Thema Bestattungen. Denn ein Szenario, welches Großheide schon länger droht – dass Erdbestattungen nicht mehr vorgenommen werden können – ist nun Realität geworden.

Spätestens seit 2015 war der Gemeinde, der der Großheider Friedhof gehört, und der Kirchengemeinde Großheide als Nutzerin des Areals die Problematik bekannt. Weil die Fläche des alten Friedhofs inklusive der Erweiterungsflächen auf einem Wasserschutzgebiet der Kategorie 3B – diese Klassifizierung umfasst besonders starke Einschränkungen der Gebietsnutzung – liegt, dürfen Erdbestattungen dort eigentlich nicht mehr vorgenommen werden. „Das Problem ist im Kern der Grundwasserspiegel und eine unterirdische Wasserader. Um Erdbestattungen durchführen zu können, darf das Grundwasser erst ab einer Tiefe von mindestens zwei Metern erreicht werden. Auf dem Großheider Friedhof stoßen wir aber schon nach rund einem Meter auf Grundwasser“, sagt Bürgermeister Fredy Fischer (parteilos). „Zudem kommt jeder Tropfen Wasser, der auf dem Areal versickert, irgendwann im Hager Wasserwerk an. Da kann man sich vorstellen, dass es problematisch ist, wenn man dort Erdbestattungen vornimmt“, ergänzt der Verwaltungschef. Um das Problem zu lösen, kam es zu den anfangs erwähnten Treffen mit Vertretern der einzelnen Institutionen. „Wir haben alle denkbaren Szenarien durchgespielt“, sagt Fischer.

Ein Alternativszenario wäre gewesen, den Friedhof und dessen Erweiterungsflächen im Westen und Süden zu erhöhen. „Das hätte aber viel Geld gekostet, hätte wegen der Setzung des Bodens lange gedauert, und eine Garantie für den Erfolg dieser Maßnahme hätte es auch nicht gegeben“, sagt Fischer. Alternativszenario Nummer zwei hätte eine Erweiterung des Friedhofs an anderer Stelle bedeutet. „Wir hätten den Friedhof dann wohl in Richtung Doornkaatsweg erweitert. Das hätte aber für die Trauernden einen Weg von der Kirche zum Friedhof von rund einem Kilometer bedeutet. Das wäre für viele ältere Menschen schwierig geworden“, sagt der Großheider Pastor Dr. Andreas Lüder.

Daher gibt es nun eine Regelung, die der Norder Superintendent Dr. Helmut Kirschstein und Bürgermeister Fredy Fischer als einzig praktikable Lösung bezeichnen. Verstorbene aus Großheide können künftig, wenn eine Erdbestattung gewünscht ist, in Arle oder Berumerfehn bestattet werden. Die dortigen Böden lassen Erdbestattungen weiter zu. Sollte der Wunsch bestehen, in Großheider Erde seine letzte Ruhestätte zu finden, kann man weiterhin eine Urnenbestattung auf dem dortigen Friedhof erhalten. „Urnenbestattungen können wir weiterhin anbieten. Für diese benötigen wir lediglich eine Tiefe von rund 70 Zentimetern. Das Grundwasser kann so nicht verunreinigt werden“, sagt Lüder.

Bei der Findung dieser neuen Regelung geholfen hat Großheides Ex-Bürgermeister und Vorsitzender der Kirchenkreis-Synode Norden, Theo Weber. „Auch ich weiß natürlich, dass es keine perfekte Regelung ist und wir deshalb bestimmt noch viele Gespräche führen müssen. Aber ich hoffe, dass die Leute die Gründe verstehen. Und es werden ja weiterhin alle Bestattungsformen angeboten. Zudem ist es so, dass die Großheider schon damals, als die Gemeinde noch zur Arler Kirchengemeinde gehörte, in Arle bestattet wurden“, sagt Weber.

Aktuell ist noch immer die Erdbestattung die geläufigste Bestattungsform. Könnte es da nicht passieren, dass die Friedhöfe in Arle und Berumerfehn irgendwann keine Gräber für Erdbestattungen mehr anbieten können? „Nein, wir haben ausreichend Fläche zur Verfügung. Wir müssten uns perspektivisch eher Gedanken machen, ob wir unseren Friedhof nicht verkleinern müssen“, sagt Berumerfehns Pastor Stephan Achtermann.

Die Würde bleibt gewahrt

Bei all der pragmatischen Debatte ist Helmut Kirschstein jedoch wichtig zu betonen, „dass jeder, egal wie das Begräbnis stattfindet, eine würdige, menschliche Beerdigung erhält.“ Die seelsorgerische, religiöse Begleitung eines Trauerfalls sei für alle Pastoren der jeweiligen Gemeinden selbstverständlich, sagt Kirschstein.

„Es wird auch so sein, dass der jeweilige Pastor der Gemeinde des Verstorbenen die Beerdigung begleiten wird. Ich werde also beispielsweise künftig nach Arle und Berumerfehn fahren und dort den Trauergottesdienst für meine Gemeindeglieder übernehmen“, sagt Lüder.

                                                  [ Mit herzl. Dank an den Ostfriesischen Kurier (Text & Foto)]