Hoffnungsbotschaft am Volkstrauertag

Norden, 15. November 2021

Politik und Kirche einig: Im Gedenken an die Opfer Terror, Gewalt und Krieg im Keim ersticken

Im Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wurden am Volkstrauertag in vielen Gemeinden Kränze niedergelegt. Nachdem im Vorjahr öffentliche Veranstaltungen aus diesem Anlass unterblieben waren, gab es am Sonntag in den Gemeinden sowie in den Städten Norden und Norderney wieder Gottesdienste mit anschließender Kranzniederlegung. In Norden machten Superintendent Dr. Helmut Kirschstein und Bürgermeister Florian Eiben das Thema Hoffnung zum Mittelpunkt ihrer Reden.

Wir müssen uns die Hoffnung erkämpfen, jeden Tag neu“, sagte Eiben. Dass kein Mensch nach seinem Tod vergessen werde, dass sich Menschen dem Unrecht, das geschehe, entgegenstellten, „dass Menschen es endlich lassen, Kriege zu führen und einander zu vernichten.“ Terror, Gewalt, Folter, Unterdrückung, Macht, Ohnmacht, Not und Angst – das seien Worte für Zustände, in denen viele täglich leben müssten, und auch wenn in Deutschland seit 70 Jahren Frieden herrsche, so sei auch hier die Bedrohung spürbar.

Eiben erzählte auch Persönliches – vom Nachbarn, der im Krieg ein Bein verloren hatte, deshalb eben nicht mit seinen Kindern unbeschwert spielen konnte. Dieses Schicksal mache ihn immer noch betroffen. „Die Welt wäre so viel menschlicher und lebenswerter, wenn es endlich gelingen würde, Terror, Gewalt und Krieg in ihren Ansätzen zu ersticken“, sagte Eiben.

Dr. Helmut Kirschstein hatte in seiner Predigt an einen Krieg erinnert, an den heute wohl tatsächlich fast niemand mehr denkt. „Das Beste am 150. Jubiläum zum Krieg von 1870/71 ist, dass es nicht gefeiert wird“, sagte der Superintendent, der die Gemeinde mitnahm zu überlegen, wie die jungen Soldaten damals groß geworden waren. Die, so erinnerte er, in derselben Kirche gesessen hatten. Was hatten sie hier gehört? Kirschstein konfrontierte die Bibel-Übersetzung nach Martin Luther der „modernen“ Übersetzung der Nachricht-Bibel“. Der Ton mache die Musik. Die Angst habe regiert, erklärte er, Angst vor einem bedrohlichen Richter an der Schwelle des Todes. Moralisches Wohlverhalten bewirkt durch Angst vor Strafe, „durch Predigten in der Kirche und Prügel zu Hause.“ Wer nie etwas anderes gelernt habe als Angst und Schrecken, diese Angst überwinde und im Krieg auf andere schieße und selbst erschossen werde – „dann gelten sie als ‚Helden‘ – was für eine Farce“, sagte Kirschstein. Evangelium aber bedeute „Frohe Botschaft“, Hoffnung, Liebe und Frieden. „Die Hölle haben wir Menschen immer nur uns selbst bereitet.“ Im Kampf für Frieden und Gerechtigkeit könnten die Menschen, sagte Kirschstein weiter, Hoffnungsträger sein.

Den Gottesdienst begleitete der Männergesangverein unter der Leitung von Natalia Schilref, am Glockenturm musizierte einer langen Tradition folgend eine Abordnung des Stadtorchesters der Feuerwehr Norden.

 

Mit Dank an den Ostfriesischen Kurier (Text & Foto)!