"Heel wat Besünners" in Süderneuland

Norden-Süderneuland, 10. Oktober 2021

Erstmals Visitations-Gottesdienst mit einer Taufe - "Ziemlich beste Freunde" mit Gott

Premiere in der Friedenskirche Süderneuland: Wohl zum ersten Mal überhaupt wurde im Kirchenkreis Norden ein Visitations-Gottesdienst gefeiert, der seine besondere Prägung durch eine Taufe erhielt. Und die kleine Lea spielte bestens mit: Ihre fröhliche Ausstrahlung, erstaunliche Ruhe und bleibende Aufmerksamkeit hielt die Konzentration bei allen Gottesdienstbesuchern aufrecht - gar nicht so selbstverständlich bei einer Veranstaltung mit zwei Ansprachen!

Pastorin Marika Cuno hatte gleich bei ihrer freundlichen Begrüßung darauf hingewiesen, dass ein solcher Gottesdienst "heel wat Besünners" sei. Plattdeutsch ging es dann aber nur ansatzweise weiter: Zu Beginn ihrer Predigt erklärte die Geistliche den Begriff "Visitation" launig mit "He of se kummt up Visit", und ein neu geborenes Kind biete ja auch traditionell den Anlass zur "Puppvisit": "Wat is dat för´n moojn lüttn Pupp" - ein freudiges Erstaunen, das sich sogleich auf Lea übertrug: "Was für ein hübsches kleines Baby!" Zu den Geschenken für ein Neugeborenes zähle in besonderer Weise auch die Taufe: ein Gottesgeschenk.

Liebevoller Zuspruch prägte auch sonst die Predigt, rankte sie sich doch um den "knackigen" Satz "Gott ist die Liebe" - die Eltern hatten sich 1. Johannes 4,16 als Taufspruch ausgesucht. Gottes bedingungslose Liebe stoße allerdings auf Zweifel und Anfragen, sei in unsrer Welt manches Mal doch wenig davon zu spüren. Gott bleibe aber gegen den Augenschein an unsrer Seite, seine Zuwendung gelte uns selbst dann, wenn wir ihn aus egoistischen Gründen vernachlässigen. Wie die Liebe guter Freunde auch aus der Ferne erhalten bleibe, ohne täglich erlebt zu werden, bleibe uns Gottes Liebe "unzerstörbar" erhalten. Anders als die gesellschaftlich grassierende "Selbstoptimierung" und die um sich greifende "Selbstsucht" wagten sich Christen "auf wunderlichen Wegen" daran, Gottes Liebe weiterzugeben - wie Jesus es uns durch Kreuz und Auferstehung vorgelebt hat. In Seinem Sinn seien wir dazu aufgerufen, "die Gesetze der Welt zu durchbrechen, wie Gott sie durchbricht".

"Gott tut gut", zu allererst den Kindern: Davon zeigte sich auch Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in seiner Visitations-Ansprache überzeugt. Was Kindern guttut, helfe Erwachsenen erst recht. Die kindliche Sehnsucht nach einer "heilen Welt" schüre die Hoffnung aller Generationen darauf, dass Gott als "großer Menschenfreund" bei den Menschen "ankommt". Dies sei offensichtlich aber immer weniger der Fall, bedauerte der leitende Geistliche - und beklagte eine regelrechte "Gottes-Demenz" in unsrer Gesellschaft. Seelenlose Zustände könnten offenbar nicht nur Hochhaussiedlungen ergreifen, sondern auch Menschen "in schönen Wohngegenden". Ob und wie der "heilsame Gott" in der Kirchengemeinde Süderneuland und in diesem Stadtviertel erlebbar sei, danach frage die Visitation: ein "freundlicher Besuch", aber eben einer, "der sich kümmert und nachfragt und genau hinsieht". Der kindliche Traum von einer "heilen Welt" sei in Süderneuland "harte Arbeit" - aber Schritte in die richtige Richtung seien erkennbar. Als Visitator wolle er mit den Gemeindegliedern "weitergehen und weiter träumen", um gemeinsam daran zu arbeiten, "dass Träume wahr werden".

Traumhaft schön zeigte sich an diesem Sonntagmorgen der sonst eher nüchterne Kirchenraum: Durchflutet von Sonnenlicht, spielten bunte Farben im Chorraum der Kirche, und Pastorin Cuno gelang es wunderbar, die anwesenden Kinder in diese freundliche Atmosphäre hinein zu nehmen: Gemeinsam schmückten sie das Taufbecken mit Blüten, gossen das Wasser ein und stellten nach erfolgter Taufe schließlich ihre eigenen Taufkerzen rund um die Schale: ein leuchtendes Symbol für Gottes brennende Liebe.

Gottes freundschaftliche Zuwendung wurde auch akustisch hörbar, als die junge Nachwuchs-Organistin Mareke Kalkwarf am E-Piano das Themenlied aus dem berührenden Film "Ziemlich beste Freunde" spielte. Das hatte etwas Programmatisches - denn sicherlich war dieser ganze Visitations-Tauf-Gottesdienst eine einzige große Einladung, um mit dem menschenfreundlichen Gott "ziemlich beste Freunde" zu werden.