Viel "Rückenwind" beim "Kopfkino" im Western-Style

Siegelsum, 11. Juli 2021

Außergewöhnlich kreativer Gottesdienst zur Einführung von Katarina Lange als Prädikantin

„Wind des Herrn, weh in meinem Leben“ – wohl zum ersten Mal erklang der Song vom „Rückenwind“ als agendarisch vorgesehenes „Bittlied um den Heiligen Geist“. Aber warum denn nicht? Offensichtlich bewegte Gottes Geist mit der neuen Prädikantin auch die zahlreichen GottesdienstbesucherInnen. Vieles war erfrischend anders bei der Einführung von Katarina Lange in ihr neues Amt.

Die Dorfkirche in Siegelsum, der kleinsten Gemeinde des Kirchenkreises, stand noch unter Corona-Bedingungen. Gut gefüllt war sie dennoch, und endlich durfte die Gemeinde wieder singen. Das geriet bei den ausnahmslos neuen Liedern allerdings manches Mal zur Herausforderung. Gut, dass Katarina Lange selbst zur Gitarre griff und zusammen mit ihrer „Elfer-Band“ – benannt nach dem neuen Gottesdienst-Format sonntags „um elf“ – Melodien und Texte beschwingt vortrug (Jochen Fischer, E-Piano / Christine Ohm, Cachon und Trommel).

Den Auftakt hatte allerdings der Posaunenchor gemacht: Unter der bewährten Leitung von Traute Ahrends erklang zum Einzug das berühmte „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar, und auch im weiteren Verlauf gaben die Bläserinnen und Bläser aus dem Turmbereich heraus dem Gottesdienst die besonders festliche Note.

Die feierliche Einführungshandlung stellte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in seiner Ansprache unter den Wochenspruch aus Jesaja 43,1. Das typisch biblische „Fürchte dich nicht“ sei alles andere als eine Floskel – es könne uns bewusst machen, dass es tatsächlich um Gott selbst geht, der durch die Predigt zu Wort kommen solle. Das Erschrecken über diese „Unmöglichkeit“ gehöre zum Predigen ebenso wie die Einsamkeit der Predigerin, die sich „in Gottes Namen“ plötzlich der Gemeinde gegenüber sähe. Allen Herausforderungen zum Trotz gelte Gottes liebender Zuspruch: Fürchte dich nicht – du bist mein.

Bei der Einsegnung assistierten aktuelle Weggefährten der neuen Prädikantin: Günther Dießelberg aus der Nähe von Syke, Teilnehmer am selben Ausbildungskurs und ebenfalls Prädikant in spe – Jonas Buja aus Brinkum, der gegenwärtig mit Katarina Lange zusammen den Masterstudiengang Theologie in Wuppertal absolviert – Diakonin Monika Bauer (Marienhafe), theologische Begleitung der Abschluss-relevanten Gottesdienste und Predigten. Die versammelte Gemeinde gelobte nicht nur ihre Unterstützung, sondern zollte der neuen Prädikantin auch lang anhaltenden Applaus.

In ihrer Predigt ging Katarina Lange gewohnt kreativ zu Werk. Seelsorgerlich zugewandt, entwickelte sie anhand verschiedener Bibeltexte den Grundgedanken der „Hypomonä“: Geduld, Ausdauer, Beharrungsvermögen – mit starkem Bezug auf das eigene Erleben, durch den dreifachen Wechsel des Predigtstandorts Wege-mäßig gegliedert und immer wieder aufgelockert durch musikalische Einsprengsel im Western-Stil: illustrierte doch schon das farbige Deckblatt des Gottesdienst-Programms mit einer Backpackerin vor wüstenhafter Arizona-Szenerie den abenteuerlichen Pfad durch unwegsames Gelände... Dass dazu neben einem „frommen“ Lied zur Wegbegleitung Gottes auch wiederholt sehnsuchtsvolle Melodien aus den Karl-May-Verfilmungen der 60er Jahre erklangen, knipste bei den Gottesdienstbesuchern sicherlich das „Kopfkino“ an... Und rückte den Gedanken göttlicher Orientierung an der Hand Jesu Christi in einen hoffnungsvollen Horizont.

Im Anschluss an den Festgottesdienst bot sich vor der Kirche bei Gebäck und Saft die Gelegenheit zu persönlichen Glückwünschen. Hocherfreut zeigte sich der Kirchenvorstand Siegelsum, humorvoll überbrachte Norbert Masslich die Segenswünsche der unter einem Pfarramt verbundenen Gemeinden Rechtsupweg und Siegelsum.