"Bibelfliesen auf Wanderschaft" - das NBT feiert!

Norden-Norddeich, 28. September 2010

Illustre Gäste, außergewöhnliches Jubiläum: 50 Ausstellungen in 7 Jahren

50 erfolreich realisierte Ausstellungen in Ostfriesland, ganz Niedersachsen und weit darüber hinaus: Das ist schon ein beachtlicher Grund, um nach sieben Jahren innezuhalten und dieses außergewöhnliche Jubiläum mit einem festlichen Abend zu feiern. Doch ist ja in den letzten sieben Jahren noch viel mehr geschehen: Gut 27.000 Menschen besuchten die Ausstellungen und die sie begleitenden Veranstaltungen, mehr als 100 Vorträge wurden gehalten, es haben sich einzelne regionale Bibelfliesen-Teams gebildet, das ursprüngliche Norder Bibelfliesen-Team (NBT) hat sich immer wieder erneuert und vergrößert und blieb doch beständig bei der guten Sache. Der ökumenische Kontakt zu reformierten, katholischen und freikirchlichen Gemeinden wurde ebenso gefunden wie zu öffenlichen kulturellen Einrichtungen wie Heimatverein oder Museum. Der Traum einer kompletten Fliesenbibel wurde nicht nur geträumt, sondern auch verwirklicht - und nicht zuletzt aufgrund eines Förderpreises des Vereins "Andere Zeiten e.V." wird es nun bald auch eine zweite Auflage davon geben.

"Bibelfliesen auf Wanderschaft", so war der Abend in der Arche in Norddeich überschrieben. Die Unmöglichkeit, dass Fliesen auf Wanderschaft gehen und dass das Norder Bibelfliesen-Team diese Unmöglichkeit möglich gemacht hat, strich der Norder Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in seiner Begrüßung heraus. Die persönliche Beziehung zu Bibelfliesen seit der eigenen Kindheit und die biblische Bildung, die er dadurch erfahren habe, betonte Bischofsvikar Hans-Hermann Jantzen in seinem Grußwort. Er konnte aufgrund seines Geburstages leider nicht persönlich anwesend sein, die Verlesung übernahm die Vizepräsidentin der Landessynode, Freifrau von Richthofen, die selbst schon bei Melle im Osnabrücker Land eine Bibelfliesen-Ausstellung initiiert und begleitet hat.

An welchen Orten, unter welchen Umständen und vor allem mit welcher Resonanz die Bibelfliesen seit 2003 auf Wanderschaft sind, ließ der Koordinator des Norder Bibelfliesen-Teams, Pastor i.R. Kurt Perrey in seinem Vortrag lebendig werden. Die Gäste reisten buchstäblich mit ihm von kleinen Kapellen bis hin zum Stand auf den Kirchentagen (Katholikentag und ÖKT eingeschlossen), man sah, wie Kinder und Jugendliche selbst Bibelfliesen schufen und Erwachsene eigene Geschichten zu den Fliesen zu erzählen begannen. Immer wieder wurde auch die enge Beziehung zu den Niederlanden in den Blick genommen, woher Jan Pluis extra zum Festakt angereist war, der international wohl renommierteste Bibelfliesenforscher. Zusammen mit anderen niederländischen und deutschen Experten hat er entscheidend dazu beigetragen,  wenn es  darum ging, Bibelfliesen zu bestimmen, historisch zu verorten oder auch ganz praktisch zu restaurieren.

50 Ausstellungen: Auf der langen Liste der Veranstaltungsorte stehen nicht nur zahlreiche Gemeinden aus dem Norderland, aus der Umgebung von Aurich und Leer, sondern auch Hermannsburg und Celle, Calberlah und Bad Karlshafen, Braunschweig und Bremen, darüber hinaus sogar Mannheim und Frankfurt, Chemnitz, Berlin und München. Ausstellung Nr. 48, 49 und 50 fanden gerade auch großen Anklang in den reformierten Schwestergemeinden, die sich kreativ und zeitgemäß mit der Frage nach göttlichem Bilderverbot und notwendigen Bilder-Geschichten zum Verständnis der biblischen Botschaft auseinandersetzen. Pastor Dr. Andreas Flick steuerte aktuelle Einblicke in den gegenwärtigen Aufbau der Ausstellung in der Reformierten Gemeinde Celle bei.

50 Ausstellungen: das sollte kein Schlusspunkt sein und wird es auch nicht. Das war klar nach dieser Festveranstaltung. Eher ein Doppelpunkt, ein Haltepunkt, um innezuhalten und neue Kraft zu schöpfen. Dazu dienten vor allem auch die beiden Festvorträge im zweiten Teil der Abendveranstaltung:Dr. Julia Helmke, Beauftragte für Kunst und Kultur im Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers, unterstrich in ihrem Festvortrag die Notwendigkeit einer "Ikonographie des Glaubens" - und stellte die These auf, dass Bibelfliesen als "zeitlose" Popularkunst geeignet sind, derartige Grundbilder christlicher Religiosität zu bieten.

Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr knüpfte in seinem sehr persönlich gefärbten Vortrag nahtlos daran an: Bibelfliesen und ihre Geschichte der Überlieferung biblischen Grundwissens stellen uns vor die kritische Frage, auf welchem Wege wir Heutigen die Botschaft des Evangeliums an Bildern festmachen und im Sinne wohl verstandener "Gebrauchskunst" in Familie und Öffentlichkeit wirksam werden lassen. Bibelfliesen seien das beste Beispiel für eine gelungene künstlerische Vermittlung - da es Ähnliches in der Kunst und Kultur unsrer Gegenwart nicht gebe, müsse man dem Norder Bibelfliesen-Team und ihrer Wanderausstellung umso dankbarer für ihren besonderen Dienst sein, so der Regionalbischof des Sprengels Ostfriesland.

(Dr. Julia Helmke / HK)