Die Gerüche eines Textes wahrnehmen...

Norden-Norddeich, 01. November 2010

Intensiver "Tag des Lesedienstes" in der Norddeicher Arche

Zum zweiten Mal lud der Ev.-luth. Kirchenkreis Norden am vergangenen Freitag alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Gottesdiensten mit Bibellesungen beteiligt sind, zu einem „Tag des Lesedienstes“ in die Norddeicher Arche ein. Als Referent war der Beauftragte für Lektoren- und Prädikantenarbeit der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, Volker Dobers, nach Ostfriesland gekommen. Ungefähr zwanzig interessierte Männer und Frauen hatten den Weg in die Arche gefunden, davon war die Kirchengemeinde Baltrum mit fünf Frauen besonders stark vertreten.

Der Kirchenkreis-Lektorenbeauftragte, Pastor Marten Lensch aus Norddeich, wies in seiner Andacht zu Beginn darauf hin, dass die Lesung im Gottesdienst keine nebensächliche Aufgabe ist: "Die Lesenden geben damit das Evangelium Gottes weiter." Sie nähmen so den ureigensten Auftrag der Christen wahr, den der auferstandene Jesus im sogenannten Missionsbefehl oder Taufauftrag seinen Jüngern am Ende des Matthäusevangeliums (Mt 28,18-20) gegeben hat.

Der Nachmittag war bestimmt von gemeinsamen Leseübungen. Volker Dobers verdeutlichte den Teilnehmenden, wie wichtig eine intensive Beschäftigung mit dem Text ist, damit er im Gottesdienst für die Gemeinde verständlich wird. Dabei ging es ihm nicht nur darum, einen Text mit Betonungs- und Pausenzeichen zu versehen und die Endungen möglichst deutlich zu sprechen. Das überdeutliche Lesen könne sogar vom eigentlichen Verständnis des Textes ablenken. Vielmehr sei es wichtig, den Inhalt des Textes zu erschließen und die eigenen Bilder, Gerüche und Farben, die der Text in einem auslöst, wahrzunehmen. "Wenn man so als Lesender den Text für sich selbst erschlossen hat, dann kann man ihn auch entsprechend klar und verständlich lesen." Im Idealfall entstehen bei den Hörenden dann ähnliche Bilder und Emotionen, so der landeskirchliche Beauftragte.

Die Teilnehmenden übten in Kleingruppen erst das Lesen von weltlichen Texten, beispielsweise anhand eines Textes von Bella Chagall, der Frau des jüdischen Malers Marc Chagall. Erst danach ging es um den Vortrag der Lesungstexte der kommenden Sonntage. Hinterher mussten die Teilnehmenden feststellen, dass die drei Stunden nur einen kleinen Einblick in diese Art der Vorbereitung eines Textes geben konnten. Ihre Aufgabe ist es nun, das Erlernte in den kommenden Gottesdiensten umzusetzen.