Visionen für eine versöhnte Welt

Hage, 15. September 2010

Muslimische und christliche Gastschüler aus dem Sudan beim Informationsabend

Visionen für eine versöhnte Welt: beim Miteinander von sudanesischen und deutschen Schülern, Christen und Muslimen wurden sie lebendig! Zu einem bunten Gemeindeabend trafen sich die Gäste aus Khartoum und ihre Gastgeber zusammen mit zahlreichen Interessierten im Gemeindehaus der Hager Ansgari-Gemeinde: ein weiterer Höhepunkt im Rahmen der 10-tägigen Begegnung. Mit dabei: Inga Zahmel und Lydia Kirschstein, die 8 bzw. 4 Monate als Deutschlehrerinnen in der sudanesischen Hauptstadt gewirkt hatten, sowie Fenna Campen, die als ausgebildete Deutschlehrerin kurz vor ihrer Ausreise steht, um ein ganzes Jahr lang an der Khartoum Diplomatic School zu unterrichten.

Der Posaunenchor unter der Leitung von Dieter Ernst trug mit flott gespielten Chorälen ("We shall overcome") zur Abwechslung bei. Der Hager Pastor und Projektleiter Rolf Meyer-Engeler führte mit launigen Worten durch den Abend. Er sorgte dafür, dass jede Gastschülerin, jeder Gastschüler sich namentlich vorstellte und alle ihre Herkunft auf der großen Sudankarte markierten. Da der Sudan 8 x größer ist als Deutschland, rief schon allein die jeweilige Heimat im äußersten Norden wie im äußersten Süden Erstaunen hervor. Auch, dass ein Mädchen in der Fluggesellschaft ihres Vaters (!) Pilotin werden möchte, konnte viele Anwesende verblüffen. Es wurde deutlich, dass 8 der 10 Gäste der islamischen Religion zugehören, nur zwei sind Christen (kath. und anglikan.) Das tat dem fröhlichen Miteinander aber keinen Abbruch: Am Tisch der Gäste ging es den ganzen Abend zu wie in dem berühmten "Sack Flöhe"...

Gespannte Ruhe kehrte bei den 13- bis 15-Jährigen erst ein, als Schulleiter Johnson Nyeko das Wort ergriff: Der engagierte ugandische Christ unterstrich, dass sich die Khartoum Diplomatic School aus kleinsten Anfängen emporgearbeitet habe und nun seit vier Jahren im landes-internen Ranking der Examina stets den Spitzenplatz einnehme. Dafür dankte er dem harten Einsatz seiner Lehrerinnen und Lehrer, aber auch der Bildungsbereitschaft seiner Schülerinnen und Schüler, die nach englischem Vorbild (Oxford-Standard) unterrichtet werden. Nyeko schilderte aber auch, wie kompliziert die Visa-Beschaffung geworden sei, denn seit dem 11. September 2002 werde in jedem Flugreisenden aus bestimmten Ländern ein potentieller Attentäter gesehen. Johnson Nyeko rief dazu auf, den Bomben des Terrors eine "Bombe der Liebe" entgegenzusetzen, Zuwendung und Menschenfreundlichkeit über alle Grenzen hinweg zu verbreiten und Frieden zwischen Europäern und Afrikanern, Christen und Muslimen zu stiften.

In diesem Sinne ist auch das vielfältige Besuchsprogramm aufgebaut: Nach der Teilnahme aller Gäste am Sonntagsgottesdienst in Hage und dem Miteinander im Unterricht des Norder Ulrichsgymnasiums besuchte die Gruppe zusammen mit deutschen Partnern eine islamische Moschee in Emden - und wurde dort prompt von den muslimischen Sudanesen zur Teilhabe am gemeinsamen Gebet eingeladen. Visionen für eine versöhnte Welt - durch die Initiative des Kirchenkreises Norden wachsen sie mitten unter uns!