"Der Weg für das Brookmerland ist geebnet"

Norddeich, 30. November 2010

KKT zu KiTa-Ausschuss & Jahresgesprächen - Ephoralbericht des Superintendenten

Zur Herbst-Sitzung des Kirchenkreistags fanden sich am Dienstagabend rund 50 Personen in der Norddeicher „Arche“ ein. Mit den Delegierten der 14 Gemeinden des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Norden waren auch Abgesandte aus den sechs Gemeinden des Brookmerlands der Einladung gefolgt, um schon zwei Jahre vor der angekündigten Kirchenkreisreform (1.1.2013) an den Beratungen teilzunehmen und Kontakte zu vertiefen.

„Es ist nicht immer leicht, Ich zu sein“: Die Frage der eigenen Identität stand im Zentrum einer motivierenden Andacht, mit der Pastor Marten Lensch rund um den Song der A-Cappella-Gruppe „Wise Guys“ die Sitzung eröffnete.

Auf der Tagesordnung stand zunächst die Einrichtung eines neuen Ausschusses für Kindertagesstätten. Als Gäste waren dazu auch zahlreiche Leiterinnen der vier bisherigen und der zwei zukünftig zum Kirchenkreis gehörenden Kindergärten erschienen. Da die Einrichtungen in Norderney und Dornum faktisch bereits 2010 in die Trägerschaft des Kirchenkreises überführt wurden und weitere Kindertagesstätten demnächst folgen werden, könne in dieser neuen Situation ein begleitendes Gremium entlastend wirken, sagte Kirchenkreisamtsleiter Martin Nörder. Nach kurzer Diskussion stimmten alle Anwesenden für einen solchen Ausschuss. Unabhängig von der Trägerschaft, wird jede Gemeinde mit KiTa durch die Leiterin sowie ein Kirchenvorstandsmitglied bei den finanziellen wie konzeptionellen Beratungen vertreten sein.

Ebenfalls einstimmig votierte das Norder Kirchenparlament für den Vorschlag des Kirchenkreisvorstands, Jahresgespräche mit haupt-, neben- und ehrenamtlich Mitarbeitenden ab 2011 auch auf Gemeindebene, in den Kindertagesstätten und diakonischen Einrichtungen durchzuführen. Der von allen getragene Beschluss wurde möglich, weil die zahlenmäßig kleineren Gemeinden von der Verpflichtung ausgenommen wurden.

Da der Vorsitzende des Kirchenkreistags, Ludwig Brüggemann (Hage), zugleich Synodaler der Hannoverschen Landeskirche ist, berichtete er „aus erster Hand“ von der Synode, die in der letzten Woche einen neuen Landesbischof gewählt hatte. Brüggemann zeigte sich hoch erfreut über den derzeitigen Berliner Generalsuperintendenten Ralf Meister, der „als ausgezeichneter Theologe“ und „sympathischer Mensch“ bestens geeignet für das höchste Amt der Landeskirche sei. Auch die Finanzentwicklung gebe Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Die ab 2013 weiterhin drohenden Einsparungen würden nicht so drastisch ausfallen müssen, wie zunächst angekündigt.

Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Sitzung stand der 45-minütige Ephoralbericht. Wie von der Kirchenkreisordnung vorgegeben, legte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein damit Rechenschaft über seine Tätigkeiten im Jahr 2010 und die Arbeit des Kirchenkreisvorstands ab.

So viele vakante Pfarrstellen wie gegenwärtig habe es während seiner Amtszeit noch nie gegeben, sagte der Superintendent. Mancher Weggang sei höchst bedauerlich. Ausdrücklich dankte er den betroffenen Kirchenvorständen und den Vakanzvertretern für die geleistete Mehrarbeit. Umso mehr freue er sich, dass vermutlich schon ab 1. Februar 2011 alle Pfarrstellen wieder besetzt sein könnten. Auf die Pfarrstelle Dornum/Resterhafe habe der Bischofsrat in Hannover den Fredener Pastor Andreas Simon berufen, auf die Pfarrstelle in Süderneuland die Marienhafer Pastorin Marika Cuno. Für beide Pfarrstellen hatten sich jeweils drei Personen beworben. Für die auf Norderney frei gewordenen 1,5 Pfarrstellen lägen die Bewerbungen zweier Ehepaare vor. In diesem Falle hat der Kirchenvorstand die Wahl, wobei man wohl vermuten dürfe, dass das einzige eingeladene Pastorenpaar am 9. Dezember gute Chancen habe.

Insgesamt habe das Jahr 2010 eine Stärkung des kirchlichen Lebens im Kirchenkreis gebracht: Mit der Ordination von Volker Jahnke arbeiteten in der Gemeinde Großheide bis Ende 2011 nun offiziell zwei Pastoren, Stefan Achtermann wurde als neuer Pastor von Berumerfehn eingeführt, mit Heike Musolf konnte eine neue Schulpastorin an der Conerus-Schule (BBS) begrüßt werden, und der Baltrumer Pastor Lothar Friebe hat ab August zusätzlich eine „halbe“ Stelle als Schulpastor im Religionsunterricht am Norder Ulrichsgymnasium inne.

Das besondere Augenmerk des Superintendenten lag 2010 auf der umfangreichen Visitation in Hage, die mit dem vorliegenden Bericht abgeschlossen sei. Etwa 25 Jahresgespräche, regelmäßige Dienstbesprechungen und die „geistliche Leitung“ durch zahlreiche Predigten und Ansprachen, Vorträge und Grußworte gehörten auch in diesem Jahr zu seinem Programm. In den Kirchenkreiskonferenzen unter seiner Leitung habe man sich unter anderem mit existentiellen Themen wie dem „Burnout“ beschäftigt, daneben standen elementare theologische Themen auf der Tagesordnung. Eine besondere Horizonterweiterung bedeutete der fünftägige Konvent, durch den 21 Pastorinnen und Pastoren „Kirche in der Hauptstadt Berlin“ kennengelernt haben.

Unter den weiterentwickelten Projekten nannte Kirschstein neben dem zunächst ungeliebten Neubau des Kirchenamts in Aurich den nun fertig gestellten Bau des Pfarrhauses Norddeich, das in der 1000-Seelen-Gemeinde ein Signal zum Erhalt der „Pfarrstelle vor Ort“ setze. Durch die Erweiterung des Gemeindehauses Großheide, habe man Raum geschaffen für ein „weiter wachsendes Miteinander“. Das im Jahr 2010 gefeierte 15-jährige Jubiläum des Tagesaufenthalts habe sich mit einer Modernisierung der Räume und mit einer neuen Einrichtung der „Tafel“ verbinden lassen. Für das Projekt „Gnadenkirche Tidofeld“ seien im zu Ende gehenden Jahr von drei Institutionen jeweils höhere fünfstellige Beträge bewilligt worden; der Beginn von Bau- und Sanierungsmaßnahmen stehe womöglich kurz bevor. Auch das Prokjekt „Bibelfliesen – Fliesenbibel“ habe 2010 Grund zum Feiern gehabt: Zum 50. Mal sei die Bibelfliesen-Ausstellung präsentiert worden, zum Festakt habe Landessuperintendent Dr. Klahr eine Ansprache beigesteuert, und ein Journal der evangelischen Kirchen in Niedersachsen habe die Fliesenbibel kürzlich den EKD-Delegierten aus ganz Deutschland als „Gesicht Ostfrieslands“ präsentiert.

Einen besonderen Schwerpunkt legte Superintendent Dr. Kirschstein schließlich auf die „Horizonterweiterung“ durch Partnerschaft und Zusammenarbeit. Neben die „segensreiche“ Arbeit für Frauen im Sudan, die der Kirchenkreis Norden seit 26 Jahren zugunsten der Ärmsten betreibe, habe sich 2010 die kirchlich vermittelte Schulpartnerschaft mit der „Khartoum Diplomatic School“ in der Hauptstadt des Sudan etabliert. Nach dem Januar-Besuch von fünf Norder Schülerinnen und zwei Erwachsenen im Sudan habe der Gegenbesuch von zehn sudanesischen Schülern unter der Leitung von Schulleiter Johnson Nyeko im September das Miteinander gefestigt. Durch den aus Uganda stammenden Schulleiter vermittelt, habe der Kirchenkreis Kontakte in den Norden Ugandas aufbauen können und eine offizielle Partnerschaft mit den anglikanischen Diözesen von Kitgum und Gulu beschlossen. Der Festgottesdienst mit zwei amtierenden und einem ehemaligen Bischof Ugandas in der Norder Ludgerikirche und das vielfältige Besuchsprogramm der 11-köpfigen Delegation im Norderland gehöre sicherlich zu den Höhepunkten dieses Jahres.

Abschließend ging Kirschstein besonders auf das Zusammenwachsen des Kirchenkreises Norden mit den Gemeinden des Brookmerlands ein. Nachdem vereinzelt Stimmen laut geworden waren, die ein Engagement des Kirchenkreises in dieser Frage zu vermissen schienen, sprach der Superintendent von einem erfolgreichen „Zukunftsprozess“ der „vielen kleinen Schritte“. Ausführlich zählte er nicht weniger als 12 konkrete Punkte auf, die beide Partner im Jahre 2010 einander näher gebracht hätten. Dazu gehörten Treffen der Überleitungsausschüsse, Predigten des Superintendenten mit anschließenden Gesprächsrunden in Leezdorf, Siegelsum und Rechtsupweg, Zusammenkünfte sowohl mit allen Hauptamtlichen in Norden, als auch mit allen Kirchenvorständen in Marienhafe zur strittigen Frage der künftigen Stellenbesetzung. Ebenso wichtig waren gemeinsame Basis-Unternehmungen wie die Ausbildung von Jugendgruppenleitern, das Miteinander bei einem „Verwöhnabend“ für ehrenamtlich aktive Frauen und der von Dr. Kirschstein selbst begleitete Pfingst-Ausflug von 70 Brookmerlandern zu Kirchen und Gemeinden des Norderlands. Außerdem verwies der Superintendent auf gemeinsam wahrgenommene Kirchenkreiskonferenzen, auf das langjährige Wirken der Norder Diakonie im Brookmerland, die Verbindung durch den Pilgerweg „Schola Dei“ und die zahlreichen Kontakte der verantwortlichen Kirchenkreisamts-Mitarbeiter. Sein Fazit: „Der Weg für einen guten Übergang der Brookmerlander Gemeinden in den Kirchenkreis Norden ist geebnet“ - und es verblieben ja noch zwei weitere Jahre bis zum tatsächlichen Zusammenschluss.

Am Ende seines Ephoralberichts bedankte sich Superintendent Dr. Kirschstein bei Mitgliedern und Gästen des Kirchenparlaments für ihr großes Engagement und den „hohen Idealismus zum Wohle der Menschen und zur Ehre Gottes“.